Gewalt.

[9] Es geselleten sich ein Kind / Ziegen vnd Schaf zum Lewen / vnd zogen mit ein ander auff die Jaget / in einen Forst / Da sie nu einen Hirs gefangen / vnd in vier Teil gleich geteilet hatten / sprach der Lewe / Ir wisset / das ein Teil mein ist / als ewrs Gesellen / Das ander gebürt mir / als eim Könige / vnter den Thieren / Das dritte wil ich haben darumb / das ich stercker bin / vnd mehr darnach gelauffen vnd geerbeitet habe / denn jr alle drey / Wer aber das vierdte haben wil /der mus mirs mit gewalt nemen. Also mussten die drey für jre mühe / das Nachsehen / vnd den schaden zu Lohn haben.


Lere

Fare nicht hoch / Halt dich zu deines Gleichen / Dulcis inexpertis cultura potentis Amici. Es ist mit Herrn nicht gut Kirsschen essen / sie werffen einen mit den Stielen. Vlpia L. Si non fuerint. Das ist ein Geselschafft mit dem Lewen / wo einer allein den Genies /der ander allein den Schaden hat.

Quelle:
Martin Luther: Etliche Fabeln aus Esopo von D. M. Luther verdeutscht , in: Fabeln. Heidelberg 1924, S. 3–11, S. 9.
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