30.

[461] Ein lied von der Heiligen Christlichen Kirchen, aus dem xij. capitel Apocalypsis.


Martinus Luther.


Sie ist mir lieb die werde magd

und kan jr nicht vergessen,

Lob, ehr und zucht von jr man sagt,

sie hat mein hertz besessen.

Ich bin jr hold,

und wenn ich solt

gros unglück han,

da ligt nicht an.

Sie wil mich des ergetzen

mit jrer lieb und trew an mir,

die sie zu mir wil setzen

und thun all mein begir.


Sie tregt von gold so rein ein kron,

da leuchten jnn zwelff sterne,

Ir kleid ist wie die sonne schon,

das glentzet hell und ferne

Und auff dem Mon

jr füsse ston,

Sie ist die brawt

dem Herrn vertrawt,

jr ist weh und mus geberen

Ein schönes kind, den edlen Son

und aller welt ein Herren,

dem ist sie unterthon.[462]


Das thut dem alten Trachen zorn

und wil das kind verschlingen,

Sein toben ist doch gantz verlorn,

es kan jm nicht gelingen.

Das kind ist doch

gen himel hoch

genomen hin

und lesset in

auff erden fasst seer wüten.

Die Mutter mus gar sein allein,

doch wil sie Gott behüten

und der recht Vater sein.

Quelle:
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 35, Weimar 1888 ff., S. 461-463.
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