XCIIII.

1HERR Gott des die Rache ist / Gott / des die Rache ist / erscheine1.

2Erhebe dich du Richter der Welt / Vergilt den Hoffertigen was sie verdienen.

3HERR / wie lange sollen die Gottlosen / Wie lange sollen die Gottlosen pralen2?

4Vnd so trötzlich reden / Vnd alle Vbeltheter sich so rhümen?

5HERR / Sie zuschlagen dein Volck / Vnd plagen dein Erbe.

6Widwen vnd Frembdlinge erwürgen sie / Vnd tödten die Waisen.

7Vnd sagen / Der HERR sihets nicht / Vnd der Gott Jacob achtets nicht.

8MErckt doch jr Narren vnter dem Volck? Vnd jr Thoren / wenn wolt jr klug werden?

9Der das Ohre gepflantzt hat / solt der nicht hören? Der das Auge gemacht hat / solt der nicht sehen?

10Der die Heiden züchtiget / solt der nicht straffen? Der die Menschen leret was sie wissen?

11ABer der HERR weis die gedancken der Menschen / Das sie eitel sind.

12WOl dem den du HErr züchtigest / Vnd lerest jn durch dein Gesetze. [315a] 1. Cor. 3.

13Das er Gedult habe / wens vbel gehet / Bis dem Gottlosen die Grube bereitet werde.

14DEnn der HERR wird sein Volck nicht verstossen / Noch sein Erbe verlassen.

15DEnn Recht mus doch recht bleiben / Vnd dem werden alle frome Hertzen zufallen.

16Wer stehet bey mir / wider die Boshafftigen? Wer tritt zu mir / wider die Vbelthetter?

17WO der HERR mir nicht hülffe / So lege meine Seele schier in der Stille3.

18Jch sprach / Mein fus hat gestrauchelt / Aber deine Gnade HERR hielt mich.

19Jch hatte viel Bekümmernisse in meinem hertzen / Aber deine Tröstung ergetzeten meine Seele.

20DV wirst ja nimer eins mit dem schedlichen4 Stuel / Der das Gesetz vbel deutet.

21Sie rüsten sich wider die Seele des Gerechten /Vnd verdamnen vnschuldig Blut.

22ABer der HERR ist mein Schutz / Mein Gott ist der Hort meiner zuuersicht.

23Vnd er wird jnen jr vnrecht vergelten / Vnd wird sie vmb jre Bosheit vertilgen / Der HERR vnser Gott wird sie vertilgen.


1 Brich erfür / Las dich sehen.

2 Einher fahren mit worten / als ein Herr oder Tyran / den man früchten müsse / was er sagt oder wil.

3 Das ist / in der Helle da es stille ist vnd alles aus.

4 Das ist / Da man schedliche dinge vnd verderben der Seelen leret.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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