XXIIII.

1VND Jhesus gieng hin weg von dem Tempel /vnd seine Jünger traten zu jm / das sie jm zeigeten des Tempels gebew. 2Jhesus aber sprach zu jnen / Sehet jr nicht das alles? Warlich ich sage euch / Es wird hie nicht ein Stein auff dem andern bleiben / der nicht zubrochen werde. Mar. 13; Luc. 21.


3VNd als er auff dem Oleberge sass / tratten zu jm seine Jünger besonders / vnd sprachen / Sage vns /wenn wird das geschehen? Vnd welchs wird das Zeichen sein deiner zukunfft vnd der Welt ende? 4Jhesus aber antwortet / vnd sprach zu jnen / Sehet zu / das euch nicht jemand verfüre / 5Denn es werden viel komen vnter meinem Namen / vnd sagen / Jch bin Christus / vnd werden viel verfüren.

6JR werdet hören Kriege vnd geschrey von kriegen / Sehet zu / vnd erschreckt nicht / Das mus zum ersten alles geschehen / Aber es ist noch nicht das ende da. 7Denn es wird sich empören ein Volck vber das ander / vnd ein Königreich vber das ander / vnd werden sein Pestilentz vnd Thewre zeit / vnd Erdbeben hin vnd wider / 8Da wird sich allererst die Not anheben. Luc. 19.

9ALs denn werden sie euch vberantworten in trübsal / vnd werden euch tödten / Vnd jr müsset gehasset werden / vmb meines Namens willen / von allen Völckern. 10Denn werden sich viel ergern / vnd werden sich vnternander verrhaten / vnd werden sich vnternander hassen. 11Vnd es werden sich viel falscher Propheten erheben / vnd werden viel verfüren. 12Vnd dieweil die Vngerechtigkeit wird vber hand nemen /wird die Liebe in vielen erkalten. 13Wer aber beharret bis ans Ende / der wird selig. 14Vnd es wird geprediget werden das Euangelium vom Reich / in der gantzen Welt / Zu einem zeugnis vber alle Völcker /Vnd denn wird das ende komen. [260a]


15WEnn jr nu sehen werdet den Grewel1 der verwüstunge / dauon gesagt ist durch den Propheten Daniel / das er stehet an der heiligen Stet / Wer das lieset / der mercke drauff. 16Als denn fliehe auff die Berge / wer im Jüdischenlande ist / 17Vnd wer auff dem Dach ist / der steige nicht ernider etwas aus seinem Hause zu holen / 18Vnd wer auff dem felde ist /der kere nicht vmb / seine Kleider zu holen. 19Weh aber den Schwangern vnd Seugern zu der zeit. 20Bittet aber / das ewre flucht nicht geschehe im Winter2 / oder am Sabbath. 21Denn es wird als denn ein gros Trübsal sein / als nicht gewesen ist von anfang der Welt / bis her / vnd als auch nicht werden wird. 22Vnd wo diese tage nicht würden verkürtzt /So würde kein Mensch selig / Aber vmb der Ausserweleten willen / werden die tage verkürtzt. Dani. 9.


23SO als denn jemand zu euch wird sagen /sihe3 / Hie ist Christus / oder da / so solt jrs nicht gleuben. 24Denn es werden falsche Christi vnd falsche Propheten auffstehen / vnd grosse Zeichen vnd Wunder thun / Das verfüret werden in den jrthum (wo es müglich were) auch die Ausserweleten. 25Sihe /ich habs euch zuuor gesagt. 26Darumb / wenn sie zu euch sagen werden / Sihe / er ist in der Wüsten / so gehet nicht hinaus / Sihe / er ist in der Kamer / so gleubt nicht. 27Denn gleich wie der Blitz ausgehet vom auffgang / vnd scheinet bis zum nidergang / Also wird auch sein die Zukunfft des menschen Sons. 28Wo aber ein Ass ist4 / da samlen sich die Adler. Mar. 13; Luc. 17.


29BALd aber nach dem trübsal der selbigen zeit /werden Sonn und Mond den schein verlieren / vnd die Sterne werden vom Himel fallen / vnd die kreffte der Himel werden sich bewegen. 30Vnd als denn wird erscheinen das zeichen des menschen Sons im Himel. Vnd als denn werden heulen alle Geschlechte auff erden / vnd werden sehen komen des menschen Son in den wolcken des Himels / mit grosser Krafft vnd Herrligkeit. 31Vnd er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen / vnd sie werden samlen seine Ausserweleten von den vier Winden / von einem ende des Himels zu dem andern. Luc. 21.

32AN dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis /Wenn sein zweig itzt safftig wird / vnd bletter gewinnet / So wisset jr / das der Somer nahe ist. 33Also auch / wenn jr das alles sehet / so wisset / das es nahe fur der thür ist. 34Warlich / Jch sage euch / Dis Geschlecht wird nicht vergehen / bis das dieses alles geschehe5. 35Himel vnd Erden werden vergehen / Aber meine Wort werden nicht vergehen. Mar. 13; Luc. 21.


36VOn dem Tage aber / vnd von der Stund weis niemand / auch die Engel nicht im Himel / Sondern allein mein Vater. 37Gleich aber wie es zu der zeit Noe war / Also wird auch sein die zukunfft des menschen Sons. 38Denn gleich wie sie waren in den tagen / vor der Sindflut / Sie assen / sie truncken /freieten / vnd liessen sich freien / Bis an den tag / da Noe zu der Archen eingieng / 39vnd sie achtens nicht / Bis die Sindflut kam / vnd nam sie alle dahin. Also wird auch sein die Zukunfft des menschen Sons. 40Denn werden Zween auff dem felde sein / Einer wird angenomen / Vnd der ander wird verlassen werden. 41Zwo werden malen auff der müle / Eine wird angenomen / Vnd die ander wird verlassen werden. Luc. 17.

42DArumb wachet / Denn jr wisset nicht / welche stunde ewer HErr komen wird. 43Das solt jr aber wissen / Wenn ein Hausuater wüste / welche stunde der Dieb komen wolt / So würde er ja wachen / vnd nicht in sein haus brechen lassen. 44Darumb seid jr auch bereit / Denn des menschen Son wird komen zu einer stunde / da jr nicht meinet. Mar. 13; Luc. 12.


45WElcher ist aber nu ein trewer vnd kluger Knecht / den der Herr gesetzt hat vber sein Gesinde /das er jnen zu rechter zeit Speise gebe? 46Selig ist der Knecht / wenn sein Herr kompt / vnd findet jn also thun. 47Warlich ich sage euch / Er wird jn vber alle seine Güter setzen. [260b] 48SO aber jener / der böse Knecht / wird in seinem hertzen sagen / Mein Herr kompt noch lange nicht / 49Vnd fehet an zuschlahen seine Mitknechte / isset vnd trincket mit den Trunckenen. 50So wird der Herr des selben Knechts komen / an dem tage / des er sich nicht versihet / vnd zu der stunde / die er nicht meinet / 51vnd wird jn zuscheittern / Vnd wird jm seinen Lohn geben / mit den Heuchlern / Da wird sein heulen vnd zeenklappen.


1 Dieser Grewel fur Gott / mus ein schön eusserlich ansehen der heiligkeit fur der Welt haben / da mit die rechte heiligkeit verwüstet wird. Wie des Bapsts regiment / vnd vor zeiten der Jüden vnd Heiden abgötterey waren.

2 Das ist auff sprichworts weise geredt / also viel gesagt / Sehet das jr zu rechter zeit fliehet / Denn im Winter ist nicht gut wandern. Vnd des Sabbaths / war es den Jüden verboten.

3 Das sind die Secten vnd Orden / die ein gut Leben an eusserlichen dingen oder mit wercken suchen / Sonderlich sind jtzt die kamern / alle geistliche Klöstern. Die Wüsten aber sind die Walfarten vnd Feldstiffte.

4 Das ist ein sprichwort / vnd wil sagen so viel / Wir werden vns wol zusamen finden / Wo ich bin / werdet jr auch sein. Gleich wie Ass vnd Adler sich wol zusamen finden / vnd darff kein Ort sonderlich anzeigen.

5 Das ist / Es wird solchs alles anfahen zu geschehen / noch bey dieser zeit / weil jr lebet.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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