220. Kaiser Friedrichs Jagdauszug.

[149] Oft weilte der große Kaiser Friedrich, der Rothbart genannt, in der schönen Gegend von Gelnhausen und ruhete hier von den Lasten und Mühen seiner Regierung, sich vergnügend und erheiternd an der Jagd in den nahen, noch mit Wild reich gesegneten Wäldern, besonders in dem königlichen Bannforste des Büdinger Waldes, in welchem durch ihn zu Ortenberg, Büdingen und Wächtersbach Jagdschlösser entstanden. Ein Forstmeister mit zwölf Förstern führte die Aufsicht über diesen Wald. Wenn der Kaiser jagen wollte, so mußte der Forstmeister ihm einen Hund mit hängenden Ohren, der stets in der Burg unterhalten wurde, mit einem silbernen und goldnen Halsbande und einer seidenen Leine, auf einem seidenen Kolter oder Kissen liegend, darbringen. Gleiche Verpflichtung lag auch den Förstern der genannten Schlösser ob. Dann mußte dem Kaiser eine Armbrust überreicht werden mit einem Eibenbogen, seidener Sehne und Hängeband, elfenbeinener Nuß und silbernem mit Pfauenfedern geziertem Pfeil; auch die Riemen waren mit solchen Federn geziert. Dann folgte der Forstmeister dem Kaiser auf einem weißen Rosse; und ging es weiter in das dunkle Gebirge, so mußten auch jene zwölf Reichsförster aufsitzen und folgen.

So lebt Friedrichs großer Name noch in mancherlei Sagen der Gegend. Vor Jahren zeigte man einen uralten Baum, die »Kaiserseiche« genannt, in deren kühlendem Schatten er oft geruht, und noch rinnt eine Quelle, an der er sich oft mit seinem[149] Jagdgefolge erfrischt haben soll. Vor mehreren Jahrzehenten sah man in deren Nähe noch einen Stein mit einer Inschrift, der leider in Haitz als Bruchstein verwendet worden ist.

Grimm, Rechtsalterth. 260. – Landau, Ritterb. II, 39.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CXLIX149-CL150.
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