Zweyter Auftritt.

[42] Die Vorigen, und Kolombine.


BARTHOLD. Kolombine, Du sollst heute einmal die Braut seyn.

KOLOMBINE. Ach, Papa, das bin ich gerne. Ich spiele nichts lieber als Braut und Bräutigam.

HARLEKIN vor sich. O Du – – – Sie wissen aber doch, meine schöne Kolombine, daß die Freyerey mit der Comödie ein Ende hat.[42]

KOLOMBINE. Nun, so können wir ja dasselbige Stück noch einmal spielen. Ich wollte, daß wir gar kein anderes auf unsrer Bühne hätten; und fast mögte ich das Heirathen verreden, um allzeit Braut zu bleiben. Ach, es ist so allerliebst Braut zu seyn.

BARTHOLD. Man kann heirathen, und doch noch immer die Braut spielen. Eine gute Partey kann man immer auf Abschlag nehmen; und die jungen Mädchen thun übel, wenn sie die Hand eines ehrlichen Mannes ausschlagen, um allzeit flattirt, adorirt, courtisirt, caressirt, und endlich meprisirt zu werden. Bist Du denn, meine Tochter, sonst noch nie die Braut als auf der Schaubühne gewesen?

KOLOMBINE. Nein, Papa.

BARTHOLD. Hören Sie wohl, Herr Harlekin?

HARLEKIN. Ich höre und sehe, Herr Barthold.

BARTHOLD. Wo ist Scapin und Peter? Sie sollen auch herkommen, und den Freyer mitspielen. Isabelle welche schon oft die Braut vorgestellt, und erfahrner ist als Du, Kolombine, soll Dir die rechte Manier zeigen.

KOLUMBINE. O, Papa, ich will schon fertig werden, ich verstehe es schon.

BARTHOLD. Nun, so macht Ihr Beyde den Anfang. Ich will herumgehen, und den Uebrigen ihre Rollen ankündigen.


Quelle:
Justus Möser: Harlekin. Berlin und Zürich 1968, S. 42-43.
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Die Tugend auf der Schaubühne; oder: Harlekin's Heirath
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