Dritter Auftritt.

[43] Harlekin und Kolombine.


KOLOMBINE. Nun, Sie fangen an.

HARLEKIN. Nein, fangen Sie an.

KOLOMBINE. Ach, nein! so habe ich es nicht gelernt. Der Bräutigam fängt zuerst an, und sagt: Ach, meine theuerste Schöne, wie lange habe ich mir nicht schon das Glück gewünscht, Ihnen mein Herz zu eröffnen.

HARLEKIN. Und was sagt denn die Braut?

KOLOMBINE. Sie antwortet: O! Sie schmeicheln mir zu viel; ich weiß, es ist nur Ihr höflicher Scherz.

HARLEKIN. Und was antwortet denn Er wieder?

KOLOMBINE. Er nimmt dann ihre Hand, küßt solche, und sagt: Ach, mögten Sie in dieses Herz sehen; da wurden Sie lesen, daß mein aufrichtiger Wunsch niemals ein anderer gewesen, als das Glück Ihnen zu gefallen, und diese schöne Hand zu küssen.[43]

HARLEKIN. Und läßt sie das so geschehen?

KOLOMBINE. O ja, sie läßt ihm die Hand, und er küßt sie noch hundertmal; und seufzet dann, bis endlich die Braut solche nicht mehr zurückziehen kann, und mit ihrer ganzen Person folget.

HARLEKIN. Die Rolle mag ich nicht spielen.

KOLOMBINE. Auf welche Art wollen Sie dann?

HARLEKIN. Ich sage: Kolombine, mein englisches Magentröpfchen, wenn Sie will, ich will wohl.

KOLOMBINE. Und was muß sie denn sagen?

HARLEKIN. Sie spricht: Nun, ich will – – –

KOLOMBINE. Nun ich will – – –

HARLEKIN. Fallen Sie mir doch nicht in die Rede. Sie muß sagen: Nun, ich will nicht.

KOLOMBINE. Die Rolle mag ich nicht spielen.


Quelle:
Justus Möser: Harlekin. Berlin und Zürich 1968, S. 43-44.
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Die Tugend auf der Schaubühne; oder: Harlekin's Heirath
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