120. Die Jagler.

[97] Die Leute im guten Dorfe Jagel bei Schleswig heißen zwar immer nur die tollen Jagler, aber sie sind darum nicht aus der Anstalt bei St. Jürgen entlaufen. Sie nehmen noch Vernunft an. Denn einmal sollte in Jagel in einem Hause ein Balke gebraucht werden, und da merkten die Leute, die Tür sei zu schmal, der Balke aber zu breit (weil sie ihn nämlich verquer nahmen). Während sie noch beratschlagen, was zu machen sei, um ihn hineinzubringen, sahen sie, wie ein Sperling einen Halm in sein Nest über der Tür brachte, und ließen sogleich das Beraten sein und machtens, wie ers gemacht und trugen den Balken der Länge nach hinein. So tut man noch in Jagel bis auf diesen Tag.


Durch Herrn Marquardsen in Schleswig.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 97.
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