346. Noch einen Stich.

[235] Einer freite mit einem Mädchen aus einem andern Dorfe. Nachts kam er daher und auf der Hälfte des Weges begegneten ihm eine Schar Zauberinnen mit fliegendem Haar und pfiffen greulich. Als er eben vorbei war, sprang eine ihm von hinten auf die Schultern, das war seine Braut, die er eben verlassen hatte. Sie saß fest und drückte ihm die Arme zusammen, daß er sein Messer nicht aus der Tasche ziehen konnte. Endlich ward er dessen habhaft, stach zu und traf die Zauberin. Da mußte sie ihn verlassen, sagte aber: »Noch an Pui!« (Noch einen Stich!) »Davor will ich mich schon hüten«, erwiderte er. Am folgenden Tage zeigte es sich, daß es seine Braut gewesen war. Der zweite Stich hätte sie wieder heil gemacht.


Aus Amrum durch Herrn Dr. Clement.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 235.
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