Strombachs Lied

[32] Um Mitternacht, wer weint herab?

Wer hemmt des Stromes Rauschen?

Emma, du beim Sternentanz

Und deiner Söhne Bräute?


Sie lagern hin, das Haupt auf dem Stein –

Fluch den brennenden Sternen!

Es zittern bleich die Kinder der Nacht

In der Flut, es horchen die Klippen

Im schwarzen, schwarzen Tale,

Wo Klippe sich hebt aus dunkler Flut,

Wo ihre Wunden triefen!


Ach meine Söhne im blutigen Grund,

Wer hat Euch alle erschlagen?

Ach, meine Blumen am schattigen Bach,

Wer hat Euch alle gemähet?

Sag, Mildeburg! Die Äuglein naß,

Dein Blut soll Violen färben.

Sag, Heldengast! Dein Mündlein blaß,

Dein Haar zerzaust im Sterben.


Kein Heimchen der Nacht rief uns ins Land,

Es ist doch alles stille.

Ein Rosenbett war uns bestellt –

Wir schlummern auf Speer und Schwertern.


Gestillt ward unser Heldendurst

Im schwarzen, schwarzen Tale,

Geendigt unser Todeslauf

Im schwarzen, schwarzen Tale.

Ich Thurmann lieg auf einem Roß;

Ich Wethal an der Klippe –

Drei Speere halt ich in der Brust,

Ein Schwert in meiner Rippe.


Wir schlummern vom Dunkel gedeckt gar schwer –

Wir schlummern Heldenleben!

Wir machten weinen der Mütter mehr

Als Blätter im Sturme beben!


Macht unserm Leib kein Bad zurecht,

Zerstört die goldne Kammer,

Wir alle schlummern im schwarzen Grund

Umwölbt vom blutigen Schilde.

Quelle:
Friedrich Müller (Maler Müller): Werke. Band 1, Mannheim und Neustadt/Hdt. 1918, S. 32-33.
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