O sei gesegnet

[144] Du bist nicht falsch, wie alle noch,

die mir auf schmalem Pfad begegnet,

um deine Stirn weht Gotteshauch,

ein Geist des Lichts, – o sei gesegnet!


O sei gesegnet tausendmal

für deines Sinnes edle Klarheit,

für jede Tat voll Mut und Kraft,

für jedes Wort voll Glut und Wahrheit.


O sei gesegnet, daß du mir

geoffenbart dein tiefstes Wesen, –

ein guter Geist war's, der mich trieb,

die Schrift auf deiner Stirn zu lesen.


Ein guter Geist, der heimatwärts

den sturmverschlagnen Nachen lenkte

und durch den Glauben mir an dich

den an die Menschheit wiederschenkte.


Quelle:
Clara Müller-Jahnke: Gedichte, Berlin [1910], S. 144-145.
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