Sechstes Kapitel.

[103] Don Rodrigo blieb steif in der Mitte des Zimmers stehen und sagte: »Worin kann ich Ihnen dienen?« Der Ton und die Art, wie er diese Worte aussprach, gaben deutlich zu verstehen, daß er eigentlich sagen wollte: bedenke, vor wem du stehst, erwäge deine Worte und fasse dich kurz.

Um unserm Bruder Cristoforo Muth zu machen, gab es kein sichreres und einfacheres Mittel, als auf eine anmaßende Weise angeredet zu werden. Er, der unentschlossen dastand, nach Worten[103] suchte und die Kügelchen des Rosenkranzes, den er am Gürtel trug, durch die Finger laufen ließ, als ob er an irgend einem von ihnen den Anfang seiner Rede zu finden hoffte, gewann bei diesem Auftreten Don Rodrigo's seine ganze Fassung wieder, und es standen ihm plötzlich mehr Worte zu Gebote, als er brauchen konnte. Aber er bedachte alsbald, wie wichtig es sei, seine Sache, oder, was noch viel bedeutender war, die Sache Anderer nicht zu verderben, und hielt an sich. »Ich komme«, sagte er bedächtig und unterwürfig, »Ihnen eine abscheuliche That vorzutragen und Sie um Ihren Beistand anzuflehen. Gewisse schlechte Menschen haben sich Ihres erlauchten Namens bedient, um einen armen Pfarrer zu schrecken und an der Erfüllung seiner Pflicht zu verhindern und um zwei Unschuldige zu beschimpfen und zu überlisten. Sie können durch ein Wort die Bosheit vernichten, das Recht wieder herstellen und die Armen, denen ein so unmenschlicher Zwang geschehen ist, wieder aufrichten. Sie können es; und weil Sie es können .... das Gewissen, die Ehre ....«

»Von meinem Gewissen werden Sie mit mir reden, wenn es mir einfallen wird, Ihnen zu beichten. Was meine Ehre betrifft, so mögen Sie wissen, daß ich, ich allein ihr Wächter bin; und wer sich erkühnt, diese Sorge mit mir zu theilen, den betrachte ich als einen verwegenen Beleidiger.«

Bruder Cristoforo merkte aus diesen Worten, daß der Herr die seinigen auf das Uebelste auszulegen suchte, um das Gespräch in einen Wortwechsel zu verdrehen und dadurch jede Gelegenheit abzuschneiden, in die Enge getrieben zu werden; er zwang sich daher um so mehr zur Gelassenheit, beschloß alles zu verschlucken, was sein Mann auch immer sagen möchte. »Wenn ich etwas gesagt habe, das Ihnen mißfällt«, antwortete er in demüthigem Tone, »so ist es sicherlich gegen meine Absicht gewesen. Weisen Sie mich nur zurecht, tadeln Sie mich nur, wenn ich nicht zu sprechen verstehe, wie es sich gebührt; aber geruhen Sie, mich anzuhören. Um des Himmels willen, bei dem Gotte, vor dessen Angesicht wir alle einst erscheinen müssen ....« und während er so sprach, hielt er seinem finster blickenden Zuhörer den kleinen hölzernen Todtenkopf, der an seinem Rosenkranze hing, dicht vor[104] die Augen. »Sie werden nicht hartnäckig eine so leichte Handlung der Gerechtigkeit verweigern. Bedenken Sie, daß Gottes Auge diese Armen sieht, daß die Wehklagen dieser Unglücklichen dort oben von ihm vernommen werden. Die Unschuld ist mächtig vor seinem ...«

»Ei, Pater!« unterbrach ihn Don Rodrigo heftig. »Die Achtung, die ich vor Ihrem Kleide habe, ist groß; wenn mich aber etwas dazu bringen könnte, sie zu vergessen, so wäre es das, wenn ich es von Einem tragen sähe, der in mein Haus zu schleichen wagt, um den Spion zu spielen.«

Dieses Wort trieb dem Mönche das Blut ins Gesicht, und mit der Miene eines Menschen, der eine sehr bittere Arznei verschluckt, erwiederte er: »Sie glauben selbst nicht, daß ein solcher Titel mir zukommt. In Ihrem Innern fühlen Sie, daß die Handlung, die ich jetzt hier begehe, weder niedrig noch verächtlich ist. Hören Sie mich, Herr Don Rodrigo, und der Himmel verhüte, daß einst ein Tag komme, wo Sie es bereuen, mich nicht gehört zu haben. Setzen Sie Ihre Ehre, Ihren Ruhm nicht hintenan ... welchen Ruhm, Herr Don Rodrigo! welchen Ruhm vor den Menschen! Vor Gott! Sie vermögen viel hienie den, aber .....«

»Wissen Sie«, unterbrach ihn Don Rodrigo wüthend, doch nicht ohne einigen Schauder, »wissen Sie, daß ich ebenso gut wie jeder Andere in die Kirche gehen kann, wenn mir einmal die Grille ankommt, eine Predigt zu hören? Aber in meinem eigenen Hause? O!« fuhr er mit gezwungenem, höhnischem Lächeln fort, »Sie halten mich für etwas Höheres, als ich bin. Nur Fürsten haben den Prediger in ihrem Hause.«

»Der Gott, der Rechenschaft von den Fürsten fordert über sein Wort, das er ihnen in ihren Burgen verkündigen ließ, der Gott, der Ihnen jetzt ein Zeichen seiner Gnade schenkt, indem er einen geringen, elenden Diener, aber doch immer seinen Diener, hersendet, für eine Unschuldige zu bitten .....«

»Genug, Pater«, sagte Don Rodrigo, indem er Miene machte, sich zu entfernen, »ich weiß nicht, was Sie wollen; ich begreife nur, daß Ihnen irgend eine Dirne gar sehr am Herzen[105] liegen muß. Schenken Sie Ihr Vertrauen, wem Sie wollen; nehmen Sie sich aber nicht heraus, einen Edelmann länger damit zu belästigen.«

Als Don Rodrigo sich anschickte, fortzugehen, trat ihm unser Pater ehrfurchtsvoll in den Weg, und bittend die Hände zu ihm erhebend, nahm er noch einmal das Wort: »Es ist wahr, sie liegt mir am Herzen, aber nicht mehr als auch Sie. Es sind zwei Seelen, an denen beiden mir mehr als an meinem Leben liegt. Don Rodrigo! ich kann nichts für Sie thun, als zu Gott beten; aber ich will es von ganzem Herzen thun. Sagen Sie nicht Nein! Sie werden ein armes, unschuldiges Mädchen nicht länger in Angst und Schrecken erhalten wollen. Ein Wort von Ihnen kann alles ändern.«

»Nun wohl«, sprach Don Rodrigo, »da Sie glauben, daß ich für diese Person viel thun kann, da diese Person Ihnen denn so sehr am Herzen liegt ....«

»Nun?« fragte Bruder Cristoforo ängstlich, denn die Haltung und Geberde Don Rodrigo's ließen nicht zu, sich der Hoffnung hinzugeben, die diese Worte anzukündigen schienen.

»Nun, so rathen Sie ihr, sich hierher in meinen Schutz zu begeben. Es soll ihr hier an Nichts fehlen, und Niemand darf es wagen, sie zu beunruhigen, oder ich bin kein Cavalier.«

Bei diesem Vorschlage brach der bis jetzt nur mühsam unterdrückte Unwille des Mönches los. Alle schönen Vorsätze von Klugheit und Geduld gingen in Rauch auf; der alte Mensch erwachte wieder in ihm, und in solchen Fällen galt Bruder Cristoforo in der That für zwei. »Euer Schutz!« rief er, zwei Schritte zurücktretend, und stolz sich auf den rechten Fuß stützend, die rechte Hand auf die Hüfte gelegt, erhob er die linke mit ausgestrecktem Zeigefinger gegen Don Rodrigo, ihn mit glühenden Blicken durchbohrend: »Euer Schutz! es ist sehr gut, daß Ihr so zu mir sprecht, daß Ihr mir einen solchen Vorschlag macht. Das Maß ist voll; ich fürchte Euch nicht mehr.«

»Wie sprichst du, Mönch?«

»Ich spreche, wie man zu Einem spricht, der von Gott verlassen ist und den man nicht mehr fürchtet. Euer Schutz! Ich[106] wußte wohl, daß die Unschuldige unter Gottes Schutz steht; Ihr aber, Ihr habt mir jetzt klar zu verstehen gegeben, daß ich keine Rücksicht mehr zu nehmen brauche, mit Euch von ihr zu sprechen. Lucia meine ich; Ihr seht, ich spreche diesen Namen mit freier Stirn und festem Blick aus.«

»Wie? in diesem Hause! ...«

»Ich bedaure dieses Haus; der Fluch wird es verfolgen. Ihr werdet sehen, ob die göttliche Gerechtigkeit vor vier Mauern und vor vier Mordgesellen Achtung hat. Ihr glaubt, Gott habe ein Geschöpf nach seinem Ebenbilde geschaffen, um Euch die Lust zu gönnen, es zu quälen! Meint Ihr, Gott wisse das Mädchen nicht zu vertheidigen? Ihr habt seine Warnung verächtlich von Euch gewiesen, Ihr habt Euch selbst gerichtet. Das Herz des Pharao war verhärtet wie das eure, Gott aber hat es zu brechen gewußt. Lucia ist sicher vor Euch; ich armer Mönch, ich sage es Euch; und was Euch betrifft, so merkt wohl auf, was ich Euch vorhersage. Ein Tag wird kommen ....«

Don Rodrigo hatte bis jetzt, ohne Worte zu finden, vor Wuth und Verwunderung erstaunt und bestürzt dagestanden; sowie er aber die Prophezeiung anstimmen hörte, gesellte sich zu seinem Zorne noch ein geheimes Entsetzen. Er faßte schnell die erhobene drohende Hand des Unheil verkündenden Propheten und schrie. »Aus meinen Augen, frecher Kerl, verkappter, erbärmlicher Taugenichts!«

Diese feinen Worte besänftigten Bruder Cristoforo augenblicklich. Mit dem Gedanken an Schmach und Beschimpfung war der Gedanke an Dulden und Schweigen so innig und seit so langer Zeit verbunden, daß ihm bei dieser Höflichkeitsbezeigung all sein Zorn und seine Begeisterung verging und ihm nichts übrig blieb, als ruhig mit anzuhören, was Don Rodrigo belieben würde, noch weiter hinzuzufügen. Ruhig zog er daher die Hand aus den Klauen des Edelmanns, senkte das Haupt und stand unbeweglich da wie ein Baum, dessen Aeste von einem heftigen Sturmgewitter tüchtig durchgeschüttelt sind, und der nun den Hagel aufnimmt, wie ihn der Himmel sendet.[107]

»Gemeiner Grobian!« fuhr Don Rodrigo fort; »Du behandelst mich wie deines Gleichen. Danke es deinem Kleide, das dir die breiten Halunkenschultern deckt und dich vor den Liebkosungen schützt, die man deines Gleichen anthut, die eine solche Sprache führen. Geh, mache dich für diesmal auf die Beine, und dann wollen wir sehen.«

Indem er dies sagte, deutete er gebieterisch und verächtlich auf eine Thür, der gegenüber, durch die sie eingetreten waren. Bruder Cristoforo verneigte sich und ging ab; Don Rodrigo blieb zurück und durchmaß mit heftigen Schritten das Schlachtfeld.

Als der Mönch die Thür hinter sich zugemacht hatte, sah er im Nebenzimmer, in das er soeben eintrat, einen Menschen behutsam an der Wand hinschleichen, als wollte er vom Zimmer der Unterredung aus nicht gesehen werden; er erkannte den alten Diener, der ihn an der Hausthür empfangen hatte. Derselbe war schon seit vierzig Jahren in diesem Hause, noch ehe Don Rodrigo geboren war; er trat damals bei seinem Vater in den Dienst, der ein ganz anderer Mann gewesen. Als dieser starb, gab der neue Herr dem ganzen Gesinde den Laufpaß und wählte sich einen neuen Haufen; nur diesen einen Diener hatte er behalten, weil er schon alt war, dies Gebrechen aber durch zwei andere Eigenschaften wieder gut machte: durch einen hohen Begriff von der Würde des Hauses und durch eine große Praxis in Beobachtung der Förmlichkeiten, die er aus den ältesten Ueberlieferungen bis auf die geringfügigsten Dinge besser als jeder Andere kannte. Sonst waren seine Sitten und Gewohnheiten von denen seines Herrn gründlich verschieden.

Bruder Cristoforo sah ihn im Vorübergehen an, grüßte ihn und setzte seinen Weg fort. Der Alte aber näherte sich ihm geheimnißvoll, legte den Zeigefinger auf den Mund und gab ihm durch einen Wink zu verstehen, in einen finstern Gang mit ihm zu treten. Als sie dort waren, sagte er mit leiser Stimme zu ihm: »Pater, ich habe alles gehört, ich muß Euch sprechen.«

»Sprecht, guter Mann.«

»Hier nicht; wehe uns, wenn der Herr uns träfe .... ich[108] weiß viel ... ich werde sehen, morgen nach dem Kloster zu kommen.«

»Ist irgend eine schändliche Absicht im Werke?«

»Allem Anscheine nach, so viel ist sicher: das habe ich schon merken können. Jetzt werde ich mich auf die Lauer stellen, und ich denke alles herauszukriegen. Laßt mich nur machen. Ich bin gezwungen, Dinge mit anzusehen und mit anzuhören .... fürchterliche Dinge! Ich bin in einem Hause ...! Aber meine Seele möchte ich doch retten.«

»Gott segne Euch!« sagte der Mönch mit gedämpftem Tone und legte die Hand auf den Kopf des Dieners, der, obschon älter als er, gebückt und demüthig wie ein Sohn vor ihm stand. »Gott wird es Euch lohnen«, fuhr der Mönch fort, »versäumet nicht, morgen zu kommen.«

»Ich werde kommen«, antwortete der Diener, »Sie aber, gehen Sie schnell.. und ... um des Himmels willen .... verrathen Sie mich nicht.« So sprechend, blickte er sich überall um und ging von der andern Seite des Ganges in einen Saal, der nach dem Hofe herauslag, und als er sah, daß der Mönch ohne Gefahr entkommen konnte, rief er ihn und zeigte ihm den Ausgang. Cristoforo schied, ohne noch ein Wort zu sprechen.

Der Diener hatte an der Thür seines Herrn gehorcht; hatte er Recht daran gethan? Und that Bruder Cristoforo Recht, ihn darum zu loben? Nach den gewöhnlichen Begriffen ist es etwas sehr Unehrbares, Schändliches; aber dürfte dieser Fall nicht als eine Ausnahme von der Regel betrachtet werden? Und giebt es Ausnahmen, die den Regeln widersprechen? Wichtige Fragen, die der Leser sich selbst lösen wird, wenn er Lust dazu hat. Wir sind nicht gesonnen, Urtheile zu fällen; es genügt uns, Thatsachen zu erzählen.

Als Bruder Cristoforo draußen war und das verruchte Haus im Rücken hatte, athmete er wieder freier und stieg eiligen Schrittes die Anhöhe hinunter, ganz erhitzt, bewegt und betäubt von allem, was er gehört und gesagt hatte, wie sich ein Jeder wohl denken kann. Doch das so unerwartete Anerbieten und Entgegenkommen des Dieners blieb ihm ein großer Trost; es schien ihm, als habe[109] der Himmel ihm ein sichtbares Zeichen seines Schutzes verliehen. – Es ist ein Faden, dachte er, ein Faden, den mir die Vorsehung in die Hand giebt, um mich weiter zu leiten. Und gerade in dem Hause! Und ohne daß es mir nur einfiel, darnach zu suchen! – So darüber nachsinnend erhob er die Augen zum Himmel und sah die untergehende Sonne, die schon den Gipfel des Berges berührte, und er dachte, daß der Tag bald zu Ende sein müßte. Obwohl er fühlte, daß seine Beine von den verschiedenen Anstrengungen im Tage schwer und ermattet waren, so beschleunigte er doch seine Schritte, um seinen Schützlingen eine Nachricht, wie diese auch sei, zu überbringen und um noch vor Nacht das Kloster zu erreichen; denn dies war eines der strengsten Gesetze im Codex der Kapuziner.

Indessen war in Lucia's Häuschen der Grund zu allerlei luftigen Plänen und Absichten gelegt worden, von denen wir den Leser unterrichten müssen.

Nach dem Abschiede des Mönches hatten alle Drei eine Zeit lang geschwiegen. Lucia bereitete mit traurigem Herzen das Mittagsessen; Renzo war jeden Augenblick im Begriff fortzugehen, um sich dem Anblick der bekümmerten Geliebten zu entziehen, und konnte sich doch nicht losreißen. Agnese drehte scheinbar ihre Haspel, in Wahrheit aber brütete sie über einen Gedanken; als er ihr endlich reif schien, brach sie das Schweigen und sagte: »Hört mich an, Kinder! wenn ihr beherzt und klug sein wollt, wenn ihr eurer Mutter vertraut« – bei diesem »eurer« fuhr Lucia zusammen –, »so verspreche ich euch, euch aus aller Noth zu reißen und vielleicht besser und schneller als Bruder Cristoforo, wenn er auch der Mann dazu ist.«

Lucia stutzte darüber und sah sie mit einer Miene an, die mehr Verwunderung als Zutrauen zu einem so herrlichen Versprechen ausdrückte; Renzo sagte hitzig: »Beherzt? klug? sagt, sagt nur, was zu thun ist.«

»Ist es nicht so«, fuhr Agnese fort, »wenn ihr verheirathet wäret, so würden wir damit schon ein schönes Stück weiter sein, und es ließe sich dann leichter ein Ausweg finden?«[110]

»Wer zweifelt daran?« sagte Renzo: »wenn wir verheirathet wären – wir sind überall zu Hause, die ganze Welt ist unser Vaterland, es läßt sich überall leben und nur wenige Schritte von hier, um Bergamo herum, werden die Seidenarbeiter mit offenen Armen empfangen. Ihr wißt, wie oft mein Vetter Bartolo mich hat auffordern lassen, hinzukommen und bei ihm zu bleiben, denn ich würde mein Glück dort machen, wie er es gemacht hat; wenn ich noch nicht auf ihn gehört habe, so ist es .... weil mein Herz hier war. Sind wir verheirathet, so gehen wir alle zusammen hin und schlagen dort unsere Hütte auf; dort leben wir in Ruhe und Frieden vor den Klauen des Schurken, fern von jeder Versuchung, einen tollen Streich zu begehen. Ist es nicht so, Lucia?«

»Ja«, sagte Lucia, »aber wie ....?«

»Wie ich schon gesagt habe«, fing die Mutter wieder an; »beherzt und klug, und die Sache ist leicht gemacht.«

»Leicht!« sagten die beiden Verlobten zugleich, denen die Sache übermäßig schmerzlich und schwer geworden war.

»Leicht, wenn man sie anzufangen weiß«, versetzte Agnese wieder. »Hört mich an, ich will sehen, daß ich es euch begreiflich machen kann. Ich habe von Leuten, die Bescheid wissen, sagen hören, und ich selbst habe einmal so einen Fall gesehen, daß, um eine Ehe zu vollziehen, der Pfarrer wohl nöthig ist; seine Zustimmung dazu ist aber nicht nöthig, es ist genug, daß er dabei ist.«

»Wie ist das anzufangen?« fragte Renzo.

»Hört mich an und ihr werdet es erfahren. Man muß zwei pfiffige Zeugen haben, die mit uns darüber einig sind. Mit diesen geht man zum Pfarrer: die Hauptsache ist, ihn unversehens zu erwischen, daß ihm keine Zeit bleibt, sich davon zu machen. Der Mann sagt: Herr Pfarrer, diese hier ist mein Weib; das Mädchen sagt: das ist mein Ehemann, Herr Pfarrer. Der Pfarrer und die Zeugen müssen es hören; die Ehe ist dann so fix und fertig und gilt für so heilig und unverletzlich, als ob sie der Pabst selber geschlossen hätte. Sobald diese Worte einmal gesagt sind, mag[111] der Pfarrer kreischen und toben, daß er des Teufels wird; es hilft ihm alles nichts: Ihr seid Mann und Weib!«

»Ist es möglich!« rief Lucia aus.

»Wie?« sagte Agnese, »seid ihr der Ansicht, daß ich in den dreißig Jahren, die ich vor euch auf der Welt gewesen bin, nichts gelernt hätte? Die Sache verhält sich so, wie ich euch sage; eine Freundin von mir, die Einen gegen den Willen ihrer Eltern nehmen wollte, hat es gerade so gemacht und ihren Zweck erreicht. Der Pfarrer hatte Verdacht und stand auf der Lauer; die Beiden aber waren listig wie der Teufel, sie wußten es so klug anzustellen, übertölpelten ihn im rechten Augenblick, sprachen die Worte und waren Mann und Weib; obwohl es die Aermste schon nach drei Tagen bereuete.«

Agnese sprach die Wahrheit. Auf diese Weise geschlossene Ehen wurden damals als vollkommen gültig betrachtet. Da aber zu einem solchen Hülfsmittel Niemand seine Zuflucht nahm, als wer auf dem gewöhnlichen Wege Hindernisse gefunden hatte oder abgewiesen worden war, so ließen die Geistlichen es sich sehr angelegen sein, einer solchen gezwungenen Mitwirkung auszuweichen, und wenn einer von ihnen dennoch von einem solchen mit Zeugen begleiteten Paare überrascht wurde, so bot er Alles auf, sich davon loszumachen, wie Proteus aus den Händen derer, die ihn mit Gewalt zwingen wollten, wahrzusagen.

»Wenn es wahr wäre!« sagte Renzo und blickte Lucia flehend und erwartungsvoll an.

»Was, wenn es wahr wäre!« wiederholte Agnese. »Ihr glaubt also, daß ich euch Märchen aufbinde. Ich sorge mich um euch ab und ihr glaubt mir nicht? Gut, gut; zieht euch selbst aus der Schlinge, wie ihr könnt; ich kümmere mich nicht mehr um euch.«

»Nein, nein! verlaßt uns nicht!« rief Renzo, »ich spreche nur so, weil mir die Sache gar zu schön erschien. Ich gehöre Euch an und betrachte Euch wie meine rechte Mutter.«

Bei diesen Worten verschwand Agnesens Unwille, und sie vergaß ihren Vorsatz, der nicht so ernsthaft gemeint war.[112]

»Warum aber, liebe Mutter«, sagte Lucia ruhig und gelassen, »warum ist dies dem Pater Cristoforo nicht eingefallen?«

»Denkst du, daß es ihm nicht eingefallen ist?« antwortete Agnese, »er wird nur nicht davon sprechen wollen.«

»Warum denn?« fragten die beiden jungen Leute zugleich.

»Nun weil ... weil ... wenn ihr es wissen wollt, weil die Geistlichen meinen, es stehe mit der Sache eigentlich doch nicht so ganz richtig.«

»Nicht ganz richtig?« fragte Renzo, »und die doch Gültigkeit hat, sobald sie abgemacht ist?«

»Was soll ich euch sagen?« erwiederte Agnese, »sie haben das Gesetz nach ihrem Sinne gemacht; wir arme Leutchen aber, wir können nicht Alles verstehen. Und dann, wie viele Dinge ... Seht, es ist, als wenn ihr einem frommen Christen einen Faustschlag versetzt. Es ist nicht recht, aber er hat ihn nun einmal, und selbst der Papst kann den Schlag ihm nicht wieder abnehmen.«

»Wenn es aber mit der Sache nicht ganz richtig steht«, sagte Lucia, »so wollen wir sie unterlassen.«

»Was?« sagte Agnese, »will ich dir einen Rath geben, der gegen die Gottesfurcht ist? Wenn es gegen den Willen deiner Eltern wäre, um Hals über Kopf Einen zu nehmen ..... aber, da ich damit zufrieden bin und es um diesen jungen Burschen geschieht, da der ein Schurke ist, der diese Händel angestiftet hat, und da der Herr Pfarrer ....«

»Es ist klar wie die Sonne«, sagte Renzo, »das wird Jeder einsehen.«

»Man muß aber dem Pater Cristoforo nicht eher etwas davon sagen, als bis die Sache geschehen ist, und wenn Alles gut abgelaufen ist, was denkst du wohl, Lucia, daß der Pater dir sagen wird? – Ach, Mädchen, wird er sagen, das ist eine sehr, sehr große Uebereilung; aber du hast sie nun einmal begangen. – – Die Geistlichen müssen so reden. Doch glaube nur, im Herzen wird auch er damit zufrieden sein.«

Lucia wußte auf so vernünftige Reden eigentlich nichts zu antworten; sie schienen ihr aber doch nicht so recht annehmbar.[113]

Renzo jedoch sagte ganz muthig: »Wenn es so ist, so ist die Sache so gut wie abgemacht.«

»Sachte, sachte«, rief Agnese. »Und die Zeugen? Zwei müssen es sein und die schweigen können! Und dann, wie packt man den Herrn Pfarrer, der sich schon seit zwei Tagen im Hause verkrochen hält? Und wie fängt man es an, daß er Stand hält? Denn, wenn er auch schwerfällig von Natur ist, ich sage euch, wenn er euch in solchem Aufzuge ankommen sieht, wird er flink und gewandt wie ein Kätzchen und wird euch ausreißen wie der Teufel vor dem Weihrauch.«

»Ich habe einen Ausweg gefunden«, sagte Renzo, »ich habe einen.« Dabei schlug er mit der Faust auf den Tisch, daß das Geschirr, das zum Mittagsessen bereit stand, hoch in die Höhe sprang, und fuhr fort, Agnesen seinen Plan auseinander zu setzen, die ihn durchweg billigte.

»Das ist eine unklare Geschichte, in der es nicht glatt und rein zugeht«, sagte Lucia. »Bis jetzt haben wir immer offen und wahr gehandelt; halten wir es nach wie vor mit der Aufrichtigkeit und Wahrheit, und Gott wird uns helfen; Pater Cristoforo sagt das auch. Hören wir erst seine Meinung.«

»Laß dich von dem leiten, der mehr davon versteht als du«, sagte Agnese mit ernster Miene. »Was brauchen wir erst um Meinungen zu fragen? Gott sagt: hilf dir selber, dann helfe ich dir. Dem Pater erzählen wir Alles, wenn es abgemacht ist.«

»Lucia«, fing Renzo wieder an, »willst du jetzt von mir lassen? Haben wir nicht bis jetzt als gute Christen gehandelt? Müßten wir nicht schon Mann und Weib sein? Hatte uns der Pfarrer nicht schon Tag und Stunde bestimmt? Und wessen Schuld ist es, wenn wir uns jetzt mit ein bischen List weiter helfen müssen? Nein, nein, du wirst mich jetzt nicht verlassen. Ich gehe und komme gleich mit der Antwort zurück.« Er grüßte Lucia mit einer bittenden Geberde, Agnesen mit einer Miene des Einverständnisses und entfernte sich schnell.

Durch Schaden wird man klug. Renzo hatte bis jetzt auf seinem geraden und ebenen Lebenswege keine Gelegenheit gehabt, seinen Verstand zu schärfen; jetzt hatte er aber einen Einfall gehabt,[114] der sogar einem Rechtsgelehrten alle Ehre gemacht haben würde. Er ging geradewegs, wie er es sich vorgenommen hatte, nach dem benachbarten Häuschen eines gewissen Tonio; er traf ihn in der Küche am Feuerherde, wo er eben eine kleine graue Polenta von türkischem Korn mit einem krummen Treibholze umrührte. Die Mutter, ein Bruder und Tonio's Frau saßen am Tisch; drei oder vier kleine Kinder standen um den Vater herum, die Augen auf den Topf geheftet und erwarteten sehnlichst den Augenblick, daß er ausgeschüttet würde. Es war hier aber nicht jene Heiterkeit, wie der Anblick des Mittagsessens sie demjenigen zu bescheeren pflegt, der es sich durch Arbeit verdient hat. Während Renzo sich mit der Familie begrüßte, schüttete Tonio den Brei in die hölzerne Schüssel, die schon dazu auf dem Tische stand; sie glich einem kleinen Monde in einem großen Dunstkreise. Dennoch sagten die Frauen höflich zu Renzo: »Wollt Ihr nicht mitessen?« eine Artigkeit, die der lombardische Bauer niemals dem zu erweisen unterläßt, der ihn beim Essen antrifft; und wäre dieser auch ein reicher so eben von der Tafel aufgestandener Prasser, er theilt den letzten Bissen mit ihm.

»Ich danke euch«, erwiederte Renzo, »ich bin nur gekommen, um mit Tonio ein Wörtchen zu reden, und wenn du willst, Tonio, so können wir, um die Frauen hier nicht zu stören, nach dem Wirthshause gehen, um zu essen und miteinander zu reden.« Dieser Vorschlag wurde von Tonio um so eher angenommen, je weniger er ihn erwartet hatte; die Frauen und sogar die Kinder sahen es nicht ungern, daß der furchtbarste Mitesser entführt werden sollte. Der Eingeladene besann sich nicht lange und ging mit Renzo ab.

Als sie im Wirthshause des Dorfes angelangt waren, ließen sie sich ganz gemüthlich nieder. Niemand theilte diese Einsamkeit mit ihnen, weil das Elend alle Gäste von diesem Vergnügungsorte entwöhnt hatte. Sie ließen sich das Wenige bringen, was es gab, und nachdem Beide ein Glas Wein miteinander geleert hatten, sagte Renzo geheimnißvoll zu Tonio: »Wenn du mir einen kleinen Dienst leisten willst, so will ich dir dafür einen großen leisten.«[115]

»Sprich, sprich, gebiete über mich«, antwortete Tonio und schenkte sich ein. »Heute würde ich für dich durch's Feuer gehen.«

»Du bist dem Herrn Pfarrer fünfundzwanzig Lire Pacht für sein Stück Land schuldig, das du voriges Jahr bebautest.«

»Ach Renzo, Renzo! Du zerstörst mir mein Glück. Warum erinnerst du mich daran? Meine gute Laune ist hin.«

»Wenn ich von dieser Schuld mit dir rede«, fuhr Renzo fort, »so ist es nur, weil ich dir die Mittel geben will, sie zu bezahlen.«

»Sprichst du im Ernste, Renzo?«

»Im Ernste. Nun? würdest du zufrieden sein?«

»Zufrieden? Alle Wetter, ob ich zufrieden wäre! Wenn's auch nur wäre, die schiefen Gesichter nicht mehr zu sehen, die mir der Herr Pfarrer schneidet, wenn wir uns in den Weg laufen. Dann heißt's immer: Tonio, denke dran! Tonio, wann machen wir die Sache richtig? Es geht so weit, daß, wenn er mich beim Predigen scharf ansieht, ich in gräßlicher Seelenangst bin, es könnte ihm einmal einfallen, mir vor aller Welt zuzurufen: Die fünfundzwanzige Lire! – Die verwünschten fünfundzwanzig Lire! Und dann müßte er mir auch die goldene Halskette meiner Frau wieder herausgeben, für die ich nichts als Polenta kaufen wollte. Aber ...«

»Aber, aber – wenn du mir einen kleinen Dienst leisten willst, so liegen die fünfundzwanzig Lire da.«

»Sprich denn.«

»Aber ....«, sagte Renzo und legte den Zeigefinger an den Mund.

»Braucht's das erst? du kennst mich.«

»Der Herr Pfarrer kommt mit allerlei faulen Gründen, um meine Trauung auf die lange Bank zu schieben; ich aber wünschte die Sache abgemacht. Man sagt mir nun für gewiß, daß die Heirath fix und fertig ist, wenn wir mit einem Paar Zeugen vor ihn hintreten, und ich sage: das ist meine Frau, und Lucia: das ist mein Mann. Verstehst du mich?«

»Du willst, daß ich als Zeuge mitgehe?«

»Ganz recht.«

»Und die fünfundzwanzig Lire willst du für mich zahlen?«[116]

»Das versteht sich.«

»Ein Schurke, der sein Wort nicht hält.«

»Aber wir brauchen noch einen Zeugen.«

»Ich habe Einen. Mein Bruder Gervaso, der arme einfältige Tölpel, thut Alles, was ich ihm sage. Du läßt ihn einmal frei mittrinken?«

»Auch mitessen«, antwortete Renzo.

»Wir führen ihn hierher, er soll hier lustig mit uns sein. Ist er aber auch gewitzt genug?«

»Ich werde ihn schon zurechtrücken; du weißt ja, sein Stückchen Hirn habe ich noch mitabgekriegt.«

»Morgen ...«

»Gut.«

»Gegen Abend ...«

»Gewiß.«

»Aber ...« sagte Renzo und legte noch einmal den Zeigefinger auf den Mund.

»Pah«, erwiederte Tonio, indem er den Kopf nach der rechten Schulter hin bog und die linke Hand erhob, als wollte er sagen: Du thust mir Unrecht.

»Wenn aber deine Frau dich fragt, die dich ohne Zweifel fragen wird ....«

»Ich bin meiner Frau noch so viele Lügen schuldig, daß ich noch nicht weiß, ob ich es jemals dahin bringen werde, zu dem Meinigen zu kommen. Ich werde ihr schon Etwas aufbinden, ihr das Herz zu beruhigen.«

»Morgen früh«, sagte Renzo, »wollen wir die Sache weiter überlegen, damit sie ohne Anstoß abläuft.«

Damit verließen sie das Wirthshaus; Tonio machte sich auf den Weg nach Hause und mühte sich ab, ein Märchen für die Frauen zu ersinnen. Renzo eilte, von der getroffenen Verabredung Rechenschaft zu geben. Während dessen hatte sich Agnese vergebens abgemüht, die Tochter zu überreden, die bald dies, bald das einzuwenden hatte; entweder ist die Sache schlecht und darf nicht gethan werden, oder sie ist es nicht, und warum soll sie dann dem Pater Cristoforo verschwiegen werden?[117]

Renzo kam ganz triumphirend an, stattete seinen Bericht ab und schloß mit einem ahn? einem mailändischen Ausrufe, der bedeutet: Bin ich nicht ein ganzer Kerl? Konnte man was Besseres erfinden? Wäre euch das eingefallen? und hundert ähnliche Dinge.

Lucia schüttelte wehmüthig den Kopf; die beiden Eiferer aber achteten nicht darauf, wie man mit einem Kinde zu thun pflegt, bei dem man die Hoffnung aufgegeben hat, ihm Vernunft beizubringen, und das man hernach durch Bitten und durch Autorität umzustimmen sucht.

»Gut«, sagte Agnese: »so geht's ganz gut; aber .... Ihr habt doch nicht an Alles gedacht.«

»Woran fehlt's denn noch?« antwortete Renzo.

»Und Perpetua? An Perpetua habt Ihr nicht gedacht. Den Tonio und seinen Bruder wird sie schon hereinlassen; aber Euch! euch Beide! Bedenkt! Es wird ihr anbefohlen sein, euch Beide vom Hause so fern zu halten, wie einen Jungen von einem Birnbaum voll reifer Früchte.«

»Wie werden wir das anfangen?« sagte Renzo unruhig.

»Seht Ihr? Ich habe daran gedacht. Ich will mit euch gehen; ich weiß ein Geheimniß, womit ich sie bei Seite locke und das sie so bezaubert, daß sie euch gar nicht bemerkt, und so könnt ihr hineinkommen. Ich werde sie rufen, ich, und eine Saite bei ihr anschlagen .... Ihr werdet schon sehen.«

»Seid gesegnet!« rief Renzo aus: »ich habe es immer gesagt, daß Ihr für alles Rath und Hülfe wißt.«

»Aber das Alles kann nichts helfen«, fuhr Agnese fort, »wenn wir der da ihren Eigensinn nicht brechen und sie überzeugen, daß wir keine Sünde begehen.«

Renzo führte nun auch seine ganze Beredsamkeit ins Feld; aber Lucia ließ sich nicht irre machen.

»Ich weiß nicht, was ich auf eure Reden antworten soll«, sagte sie: »aber das sehe ich ein, um die Sache so durchzuführen, wie ihr da sagt, muß man tollkühn durch krumme Wege gehen und zu Lug und Trug seine Zuflucht nehmen. Ach Renzo! so haben wir nicht angefangen. Ich will dein Weib werden«, sie[118] konnte dieses Wort nicht aussprechen, ohne über und über roth zu werden, »ich will dein Weib werden, aber auf geradem Wege, am Altare. Lassen wir den da oben für uns handeln. Weiß er nicht den Knoten besser zu lösen, als wir mit diesen Betrügereien? Und warum wollen wir vor dem Pater Cristoforo Geheimnisse haben?«

So ging der Streit fort und würde so bald noch kein Ende gefunden haben, wenn nicht ein schneller Sandalentritt und das Rauschen eines Gewandes, als wenn der Wind in ein schlaffes Segel bläst, den Pater Cristoforo angekündigt hätte. Alle schwiegen; Agnese hatte kaum Zeit, Lucia ins Ohr zu flüstern: »Hüte dich, ihm etwas zu sagen.«

Quelle:
Manzoni, [Alessandro]: Die Verlobten. 2 Bände, Leipzig, Wien [o. J.], Band 1, S. 103-119.
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Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

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