Grablied

[78] Auch des Edlen schlummernde Gebeine

Hüllt das Dunkel der Vergessenheit,

Moos bedeckt die Schrift am Leichensteine,

Und sein Name stirbt im Lauf der Zeit!


Wann erwacht die neue Morgenröthe?

O wann keimt des ewgen Frühlings Laub?

Niedrig ist der Todten Schlummerstäte,

Eng' und düster ihr Gemach von Staub!


Noch umkränzen Rosen meine Locken,

Liebe lächelt alles um mich her;

Nach dem lezten Klang der Sterbeglocken

Denkt kein Mensch des guten Jünglings mehr.

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 78.
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