Die Schatten

Freunde, deren Grüfte sich schon bemoosten!

Wann der Vollmond über dem Walde dämmert,

Schweben eure Schatten empor vom stillen

Ufer der Lethe.


Seid mir, Unvergeßliche, froh gesegnet!

Du vor allen, welcher im Buch der Menschheit

Mir der Hieroglyfen so viel gedeutet,

Redlicher Bonnet.
[27]

Längst verschlürft im Strudel der Brandung wäre

Wohl mein Fahrzeug oder am Riff zerschmettert,

Hättet ihr nicht, Genien gleich, im Sturme

Schirmend gewaltet.


Wiedersehn der Liebenden! wo der Heimath

Goldne Sterne leuchten, o du der armen

Psyche, die gebunden im Grabthal schmachtet,

Heiligste Sehnsucht.

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 2, Tübingen 1912, S. 25-28.
Lizenz:
Kategorien: