An einen Busenstraus

[13] Eine Gottheit erkohr dich unter Tausenden

Von den Söhnen des Mays, an der gehobnen Brust

Meines Mädchens zu beben,

Lieblichduftender Blumenstraus!
[13]

Neidenswürdiges Loos! schauest das Heiligthum,

Das des rosigen Flors wallender Schleyer hüllt!

Ruhst am Throne der Liebe,

Sonnst im Glanze der Schönheit dich!


Wohl mir! wiegte wie du, glücklicher Blumenstraus,

Liebetrunken mein Haupt, unter berauschenden

Wonneträumen des Himmels,

An der klopfenden Mädchenbrust!


Ha! dann lacht' ich der Welt, lachte des Stadtgewühls,

Und des gauckelnden Tand's, welchen die Mod' ersann!

Wäre froher als Adam

In den Lauben von Eden war!

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 13-14.
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