An Luisens Geist

[243] Am 24. Sept. 1794.


Bebt's wie Bienengetön mit dieses Morgens

Erstem Strale dir aus der Fern' entgegen:

Das sind Laute der treusten Erdenfreundschaft,

Welche dir zuruft:


»Schweb', erhabener Geist! empor zum Gipfel

Wo in ewigem Aetherglanz die Hoffnung

Des unsterblichen Seyns, ihr Götterantliz

Freundlich entschleiert.


Gleich dem Hirten auf hoher Alpenspize

Der im Sonnenschein singt, indeß Gewitter

Unten donnern: erblickst du da des Grabthals

Nebelgefilde.


Aber golden und rein siehst du der Heimath

Sterne leuchten! O Seele! bis zum Hinflug

Dir dein Genius winkt, weil' auf dem lichten

Gipfel der Hoffnung.«[244]

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 243-245.
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