Die Liebe

[100] Wenn nicht mit Göttermacht die Liebe

Aus Dunkelheiten unser Herz

Zu lichten Himmelshöh'n erhübe,

Wer trüge dann des Lebens Schmerz?


Sie tränkt den Geist mit Seligkeiten,

Die selbst Petrarka's Lied nicht singt,

Sie folgt dem Fluge des Geweihten,

Wann er dem Staube sich entschwingt!


Und stürzt', umdonnert von den Flammen

Des schreckenvollen Weltgerichts,

Der Erdkreis unter ihr zusammen,

Die Liebe bleibt und fürchtet nichts!

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 100-101.
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