4. Ausserdem

[15] Das oft vorkommende Wort Scheik wird in verschiedenen Gegenden verschieden ausgesprochen. Für die vorliegenden Zwecke ist es am Besten, »Scheek« zu sagen und das zweite e wie ein leises i klingen zu lassen.

Der Islām schreibt für den Tag fünf Gebete vor und erlaubt dem eifrigen Moslem, des Nachts noch zwei hinzuzufügen. Warum es hier, sowohl beim Asr und Moghreb als auch dann zuletzt beim Ūla, nicht zum eigentlichen Gebete kommt, hat man Abū Kitāl verantworten zu lassen, doch ist es notwendig, die Form zu wahren, daß jeder Beter sich seines Gebetsteppichs zu bedienen hat, der allerdings kein wirklicher Teppich zu sein braucht. Es genügt jeder Schahl, jedes Kopf- oder Gürteltuch, ja jedes Stück Zeug, welches so groß ist, daß man darauf knieen kann. Das Hervorsuchen und Vor-sich-hinbreiten dieser Hilfsmittel, sobald die Gebetsbretter geläutet werden, muß mit aller derjenigen Umständlichkeit und Feierlichkeit geschehen, welche der Aufgabe des Stückes entsprechen. Sobald das Gebet vorüber ist, hat Jeder die knieende Stellung zu verlassen und seinen »Gebetsteppich« in derselben Weise wieder an sich zu nehmen.

Das Ūmehā ist von Allen mitzubeten, allein nur Schēfakā und später dann auch Bēn Tesālah und Mārah Dūrimēh aus genommen.[15] Diese eigentlich von den »heulenden Derwischen« herübergekommene Gebetsform wird sprechgesungen, und zwar unisono nach folgenden Noten:

4. Ausserdem

Āl-lah, Āl-lah ū-me-hā, Mū-ham-mād Rha-sūl Al-lāh!

Dieser Satz wird unausgesetzt so lange wiederholt, wie es dem Vorbeter beliebt. Bei dem Zeichen \/ wird Kopf und Oberkörper verneigt, bei /\ wieder aufgerichtet. Man beginnt langsam und würdevoll, steigert aber die Schnelligkeit nach und nach so, daß der Körper mit seinen Verneigungen den Worten nicht mehr folgen kann; das Gebet schnappt dann atemlos ab, um von Neuem langsam zu beginnen.

Die »Fāt'ha« ist die erste Sure des Kurān; sie heißt darum die »Eröffnung« (hebräisch: patthach = er öffnete). Sie steht für die Muhammedaner an der Stelle des christlichen Vaterunsers.

Jedermann ist in irgend einer Weise bewaffnet, die bei der Beratung zuhörenden Krieger sogar mit Säbel, Schild und Spieß. Darum ist es dem Scheike Abū Kitāl möglich, sich von ihnen zu bewaffnen und dasselbe auch für den Scheik der Todeskarawane zu verlangen. Die »Klinge des Kismēt« trägt er gleich von Anfang an in der Gürtelschnur.

Die Akzentuierung der arabischen Ausdrücke ist genau bezeichnet. Sie ergibt sich außerdem aus der Skandierung des Textes ganz von selbst. Fettgedruckte Wörter sind besonders zu betonen, auch wenn ihre Bedeutung nicht sofort zu erkennen ist.[16]

Quelle:
Babel und Bibel. Arabische Fantasia in zwei Akten von Karl May. Freiburg i.Br. 1906, S. 15-17.
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