Empor

[67] Herr, gieb mir Schwingen, aufzusteigen

Aus dunkler Nacht zum hellen Licht!

Du willst mir deinen Himmel zeigen,

Und ich, ich komm und komme nicht.

Es halten mich die Eigenschaften

Des Staubes an der Erde hier;

Ich aber will nicht unten haften;

Hilf mir hinauf, hinauf zu dir!


Herr, gieb mir Schwingen, aufzusteigen

Aus dunkler Nacht zum hellen Tag!

Wie lange Zeit soll noch verstreichen

Bis zu dem ersten Flügelschlag?

Soll bei der starren, irdschen Schwere

Dies mein Gebet vergeblich sein,

So sende deiner Engel Heere,

Daß sie mir ihre Flügel leihn![67]


Ja, gieb mir Schwingen, aufzusteigen – – –

O Herr, ich steig, ich steige schon!

Ich seh die Nacht dem Tage weichen

Und nähere mich deinem Thron.

Hinweg mit allen meinen Klagen,

Denn was ich bat, das ist geschehn:

Ich fühle mich emporgetragen

Und werde deinen Himmel sehn![68]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 67-69.
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