Verständige Liebe

[162] O Liebe, die ich endlich nun erfaßt

Und die du mich so ganz ergriffen hast,

Daß ich nur dir, nur dir zu eigen bin,

Nimm mich; nimm mich; ich gebe mich dir hin.


Wer sich mit seinem Sein in dich versenkt,

Dem wird von dir ein besseres geschenkt,

Denn was du von ihm nimmst, giebst du als Glück,

Als Seligkeit ihm tausendfach zurück.


So will ich durch dich und in dir allein

Nur im Beglücken selbst auch glücklich sein,

Will nimmer rasten und will nimmer ruhn,

Nur was du willst, nichts Anderes zu thun.


Jedoch damit ich ja nicht irre geh

Und unter Lieben schwach zu sein versteh,

So gieb mir deinen Bruder an die Hand,

Den klugen Lebensführer, den Verstand![162]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 162-163.
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