Neunter Auftritt

[121] Fritz, Jean. Dann die Schuldner.


JEAN.

Die Schuldner sind draußen,

Und wollen herein.

Sonst schlagen s' am Ende die Türe noch ein.

CHOR DER SCHULDNER.

Ist das saubre Bürschel einmal z' Haus,

Diesmal kommt er uns gewiß nit aus!

Geh d' Frau Annamierl

Gleich zum hintern Türl,

Denn sonst fliegt der Vogel wieder aus![121]

FRITZ.

Daß dich, potztausend, was wollt's denn da?

Daß dich, potztausend, was soll's?

ÖBSTLERIN.

Sie kennen mich ja ohnehin,

Daß ich die Öbstler-Rösel bin!

SCHNEIDER.

Ich bin der Schneidermeister Schmiß,

Jetzt maître tailleur,

Den man solang schon ließ,

Jetzt heißt's: die Maxen her!

SCHUSTER.

Grüß Sie Gott, Herr von Fritz!

Meine Maxen will ich itzt!

KUTSCHER.

Euer Gnaden, ich bitt mir's Trinkgeld aus,

Sonst werd ich etwas grob!

SALAMI-MANN.

Ich bin der Salami-Mann!

Di tante pene,

Lei mich bezahlen

Für den Poiné!

FRITZ ›Don Juan‹.

Wollen Sie sich gefälligst setzen,

Denn ich weiß Sie hoch zu schätzen!

Hurtig, Jean, servier mit Wein,

Was noch draußen ist, laß ein!

CHOR.

Kriegen wir Geld oder nit?

Länger gibt's kein' Kredit! –

Jetzt ruck Er heraus,

Denn sonst geht's nit gut aus!

FRITZ.

Geld hab ich für dermalen nicht,

Verachtung des Geldes ist Pflicht!

Denn mit dem verteufelten Geld

Kommt manches Geschick in die Welt!

CHOR.

Was – was – gar kein Geld hat er?

Na, das ist ein sauberer Herr!

Da heißt's halt: Pfänd't's das Haus!

's Bürschel zieht aus! –


Aus ›Evakathel‹


Mir ein Möbel, mir ein Stückel,

Mir die Uhr mit Perpendikel,

Mir den Frack, mir's Souvenir,

Mir, mir, mir! –


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 121-122.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Die Serapionsbrüder

Die Serapionsbrüder

Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica

746 Seiten, 24.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon