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[121] Fritz, Jean. Dann die Schuldner.
JEAN.
Die Schuldner sind draußen,
Und wollen herein.
Sonst schlagen s' am Ende die Türe noch ein.
CHOR DER SCHULDNER.
Ist das saubre Bürschel einmal z' Haus,
Diesmal kommt er uns gewiß nit aus!
Geh d' Frau Annamierl
Gleich zum hintern Türl,
Denn sonst fliegt der Vogel wieder aus![121]
FRITZ.
Daß dich, potztausend, was wollt's denn da?
Daß dich, potztausend, was soll's?
ÖBSTLERIN.
Sie kennen mich ja ohnehin,
Daß ich die Öbstler-Rösel bin!
SCHNEIDER.
Ich bin der Schneidermeister Schmiß,
Jetzt maître tailleur,
Den man solang schon ließ,
Jetzt heißt's: die Maxen her!
SCHUSTER.
Grüß Sie Gott, Herr von Fritz!
Meine Maxen will ich itzt!
KUTSCHER.
Euer Gnaden, ich bitt mir's Trinkgeld aus,
Sonst werd ich etwas grob!
SALAMI-MANN.
Ich bin der Salami-Mann!
Di tante pene,
Lei mich bezahlen
Für den Poiné!
FRITZ ›Don Juan‹.
Wollen Sie sich gefälligst setzen,
Denn ich weiß Sie hoch zu schätzen!
Hurtig, Jean, servier mit Wein,
Was noch draußen ist, laß ein!
CHOR.
Kriegen wir Geld oder nit?
Länger gibt's kein' Kredit! –
Jetzt ruck Er heraus,
Denn sonst geht's nit gut aus!
FRITZ.
Geld hab ich für dermalen nicht,
Verachtung des Geldes ist Pflicht!
Denn mit dem verteufelten Geld
Kommt manches Geschick in die Welt!
CHOR.
Was – was – gar kein Geld hat er?
Na, das ist ein sauberer Herr!
Da heißt's halt: Pfänd't's das Haus!
's Bürschel zieht aus! –
Aus ›Evakathel‹
Mir ein Möbel, mir ein Stückel,
Mir die Uhr mit Perpendikel,
Mir den Frack, mir's Souvenir,
Mir, mir, mir! –
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Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
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