Nicola Pesce

[98] Ein halbes Jährchen hab ich nun geschwommen

Und noch behagt mir dieses kühle Gleiten,

Der Arme lässig Auseinanderbreiten –

Die Fastenspeise mag der Seele frommen!
[98]

Halb schlummernd lieg ich stundenlang, umglommen

Von Wetterleuchten, bis auf allen Seiten

Sich Wogen türmen. Männlich gilt's zu streiten.

Ich freue mich. Stets bin ich durchgekommen.


Was machte mich zum Fisch? Ein Mißverständnis

Mit meinem Weib. Vermehrte Menschenkenntnis.

Mein Wanderdrang und meine Farbenlust.


Die Furcht verlernt ich über Todestiefen,

Fast bis zum Frieren kühlt ich mir die Brust –

Ich bleib ein Fisch und meine Haare triefen!


Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 98-99.
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