Am See

[138] In trüber Schwermut schaut der feuchte Mond

wie ein verweintes Auge durch die Nacht ...


Umrauscht vom eignen Odem schläft der See,

breitausgebettet bis zum fernsten Wald ...


Oft fährt's in Busch und Röhricht schaudernd auf,

wie wenn im Halbschlaf sich ein Seufzer löst ...


Dann wieder Stille, als ob selber Gott

als Alp auf seiner Erde lastete ...

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 2, Basel 1971–1973, S. 138-139.
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