Das Häuschen an der Bahn

[73] Steht ein Häuschen an der Bahn,

hoch auf grünem Hügelplan.


Tag und Nacht, in schnellem Flug,

braust vorüber Zug um Zug.


Jedesmal bei dem Gebraus

zittert leis das kleine Haus –:


»Wen verläßt, wen sucht auf

euer nimmermüder Lauf?«


»Oh nehmt mit, oh bestellt

Grüße an die weite Welt!«


Rauch, Gestampf, Geroll, Geschrill ...

Alles wieder totenstill.


Tag und Nacht dröhnt das Gleis.

Einsam Häuschen zittert leis.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 2, Basel 1971–1973, S. 73-74.
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