Der Tod und der Müde

[33] »Von der Brücke hinunter

in die dunklen, ruhlosen Fluten,

deren Wellen um Wellen

deine Blicke mit sich fort ziehen,

deren Wellen um Wellen

ein Stück deines Willens

davonführen,

bis er ganz dir geraubt,

und dein Leib,

leer,

schwer,

übers Geländer schlägt –


von der Brücke hinunter

schaue, spähe ...

siehst du das Wort nicht,

das meine Finger

ins Wasser schreiben?

Friede ... Friede ...!

und was ich nun schreibe?

Komm!

Komm!!

Siehst du es nicht?

Beuge dich tiefer!

Komm!!!«

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 2, Basel 1971–1973, S. 33-34.
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