Ἄσβεστος γέλως

[75] Die Tage der Gläubigen

uralten Wahns

sind dahin!

Unauslöschlich Gelächter

grüßt,

was sie lassen und tun.


Am Sonnenhimmel

schaun sie noch immer

schwärzliche Punkte

und sprechen: »Seht!

Gottes Finger

deuten auf uns!«

Wissen sie nicht,

daß sie Flecken des eigenen Augs

anbeten?

Rührendem Schauspiel

lohnt

unauslöschlich Gelächter.


Bändigen

wolln sie den Huf der Zeit,

mit Spruch und Fluch

bannen das steigende Roß,

drauf frühlingsgewaltig

der freie Geist,[76]

der Zukunft König,

einherbraust!

Weh den Zermalmten!

Ihr Ende

umschallt

unauslöschlich Gelächter.


Hören sie nichts?

Vom Aufgang zum Niedergang

lacht es ja unablässig,

grüßt,

was sie lassen und tun,

unauslöschlich Gelächter.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 3, Basel 1971–1973, S. 75-77.
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