Ohne Geige

[167] Ich möchte eine Geige haben,

so ganz für mich allein,

da spielt ich all meine Schmerzen

und all meine Lust hinein.


Denn ach, ihr lieben Leute,

ihr wißt nicht, was geigen heißt,

ihr habt wohl fleißige Finger,

doch nicht den heiligen Geist.


Ich höre die Welten singen,

wenn er mein Haupt durchweht –

doch ach, ich hab keine Geige,

ich bin nur ein armer Poet.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 3, Basel 1971–1973, S. 167-168.
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