Im Tal von Arosa

[7] O Stern der Klarheit, mir vor allen fern,

des Berges Sattel, ein Demant, durchfunkelnd,

das dunkle Tal nur immer mehr verdunkelnd;

du meiner Abende geliebter Stern!


Ein Durst erfaßt mich, da ich dich erblicke,

ein Durst, wie nach kristallnem Naß, nach Dir.

Wie bist du hell und kühl! Wie zeigst du mir,

was nie mir ward vom dumpferen Geschicke.


Und immer mehr des Dunkels bricht herein,

den kurzen Tag mit Schatten zu verschütten;

und hell erschimmern mehr und mehr der Hütten.

O Herz, genüge dir: Dies Licht ist Dein.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 7, Basel 1971–1973, S. 7-8.
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