Gib mir den Anblick deines Seins, o Welt ...

Den Sinnenschein laß langsam mich durchdringen ...


So wie ein Haus sich nach und nach erhellt,

bis es des Tages Strahlen ganz durchschwingen –

und so wie wenn dies Haus dem Himmelsglanz

noch Dach und Wand zum Opfer könnte bringen –

daß es zuletzt, von goldner Fülle ganz

durchströmt, als wie ein Geisterbauwerk stände,

gleich einer geistdurchleuchteten Monstranz:


So möchte auch die Starrheit meiner Wände

sich lösen, daß dein volles Sein in mein,

mein volles Sein in dein Sein Einlaß fände –

und so sich rein vereinte Sein mit Sein.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 11, Basel 1971–1973, S. 49,51.
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