Fünf und zwanzigstes Kapitel.

Idas Jugendgeschichte.

[248] O Gräfinn, rief Münster nach einigem Nachdenken, welch eine Aufforderung für einen Mann, dem eure Gewogenheit und die Gnade seiner Monarchinn so theuer ist, Fehler zu bekennen, welche ihn um beydes bringen könnten, welche euch in so großes Elend stürzten, und die – am Ende durch nichts entschuldigt werden können, als durch verblendete Liebe gegen ein Weib, das so schön wie Eva wohl einen Adam zur Sünde verleiten konnte. Ida, ihr kennt eure[248] gewesene Mutter, und könnet aus den Ueberbleibseln ihrer Schönheit schließen, ob sie in ihrem vier und zwanzigsten Jahre reizend war. Ich liebte Marien, aber der Unterschied unseres Standes machte mein Glück fast unmöglich; auch unter den Niedern des Volks giebt es Misheurathen. Marie war eine Leibeigene und ich einer von den vornehmsten Dienstleuten des Grafen von Würtemberg. Sie war eine Wittwe; der Tod ihres Mannes, und ihres neugebohrnen Kindes erregte Mitleiden und machte, daß man sich der Verlassenen am Hofe des Grafen mit doppelter Gnade annahm, sie kam in die unmittelbaren Dienste der damahligen Gräfinn von Würtemberg, die Gräfinn starb, und Marie mußte ihre Stelle bey der noch nicht entwöhnten Ida vertreten. Schon bey Lebzeiten ihrer Gebieterinn war Maria die Freyheit versprochen worden; der Rang einer Amme in dem gräflichen Hause vermehrte ihre Ansprüche auf diese Gnade, und die Hoffnungen meiner Liebe.

Doch das Glück der Geringern ist in den meisten Fällen ein zu kleiner Gegenstand für die Aufmerksamkeit der Fürsten. Man hätte uns durch ein einiges Wort beseeligen, uns auf Lebenszeit verbinden können, aber man sprach dieses Wort nicht. Man entfernte mich weit von[249] dem Orte meiner Wünsche in den Krieg, und begegnete meiner Geliebten mit einer Härte, welche Haß und Bitterkeit in ihr Herz säete und ihr vielleicht in der Folge einen Schritt erleichterte, den sie ohne anderweitige Veranlassungen wohl nicht würde gethan haben. Die kleine Ida, ein reizendes Geschöpf, das von jedermann bewundert und von seiner Amme fast vergöttert wurde, war noch nicht zwey Jahr, als die verstorbene Gräfinn von Würtemberg bereits vergessen war, und man darauf sann, eine Person an ihre Stelle zu setzen, welche nichts für sich hatte, die Wahl des Grafen zu rechtfertigen, als Schönheit und hohe Geburt.

Sie dachte unedel genug den Charakter einer Gemahlinn Graf Eberhards und den einer Mutter seiner Kinder von einander zu trennen, sie liebte den ersten oder schien ihn zu lieben, und haßte die andern. Marie, welche Mittel gefunden hatte, mir zuweilen heimlich Bothschaft zu thun, ließ mir viel von den Verheerungen sagen, welche die Stiefmutter in dem gräflichen Hause anrichtete: die unerwachsenen Söhne ihres Gemahls wurden in den Krieg geschickt, ohne das was man bey der Art, wie das geschah, auf ihren Stand, ihr Vermögen, oder ihr Alter die geringste Rücksicht nahm, die Töchter wurden an Fürsten verschleudert, welche nur durch ihren Rang auf die Ehre, Graf Eberhards Schwiegersöhne zu seyn,[250] Anspruch machen konnten, und deren Fehler man übersah, weil sie gefällig in Ansehung der Aussteuer der jungen Gräfinnen waren. Eine noch unerwachsene Schwester der kleinen Ida kam durch Verwahrlosung ums Leben, und Marie unterließ nicht, diesen Fall auf die Rechnung der Gräfinn zu schreiben, so wie sie die wachsende Kränklichkeit ihres Pflegekinds der jüngsten ihrer Geschwister, nicht ermangelte geheimen Mitteln schuld zu geben, von welchen sie behauptete, daß sie gebraucht würden, auch diese aus dem Wege zu räumen; Beschuldigungen, welche vielleicht zu streng für diejenige waren, welche sie betrafen, und die ich nur um der geliebten Person willen, welche sich mit diesen Dingen beunruhigte, für wahr halten konnte.

Ich ward von Marien aufgefordert, heimlich nach der Residenz des Grafen zu kommen, und Mittel ersinnen zu helfen, wie die geliebte Ida zu retten, und meine Verbindung mit meiner Geliebten möglich zu machen sey; welches letztere durch die Härte der neuen Gräfinn, und Mariens beständig verschobene, endlich gar gänzlich versagte Freylassung, so sehr erschwert ward.

Die Botschaft meiner Geliebten lenkte meinen Weg nach Wisbaden, woselbst sich der Graf mit seinem ganzen Hause damahls aufhielt. Er brauchte nach den langen, zum Theil für ihn[251] unglücklichen Händeln mit den Reichsstädten, die Ruhe des stillen Orts, und seine Gemahlinn, welche sich schwanger befand, mußte sich auf Anrathen der Aerzte daselbst aufhalten. Ich flog in Mariens Arme, niemand durfte meine Anwesenheit wissen, weil mich die Befehle meines Herrn eigentlich an einem andern Orte hätten zurück halten sollen, allein die Nacht begünstigte unsere Zusammenkünfte, bey welchen wir keine andere Zeugen hatten, als die kleine Ida, um welche man sich, seit die Gräfinn schwanger war, noch weniger als sonst bekümmerte, die man mit ihrer Wärterinn in einem elenden abgesonderten Zimmer fast wie gefangen hielt, und es beyden oft an dem nöthigsten fehlen ließ.

Die zweifelhaften Aussichten für unsere Liebe waren bey weitem nicht der einige Gegenstand der Unterhaltung bey unsern geheimen Berathschlagungen. Idas Schicksal ging Marien weit mehr zu Herzen als ihr eignes. Hoffe nur nicht, sagte sie zu mir, daß ich je daran denken werde, einen von deinen Anschlägen zu unserer Verbindung zu begünstigen, so lang ich wegen dieses Kindes nicht außer Sorgen seyn kann, du mußt uns beyde retten oder auch auf mich Verzicht thun. – Süße leidende Unschuld! setzte sie hinzu, indem sie die[252] kleine Ida, welche auf ihrem Schoosse eingeschlafen war, an ihre Brust drückte, dich verlassen? dich in den Händen dieser Stiefmutter verlassen? daß dieses ohnedem hinwelkende Leben vollends ganz verblühte? die geknickte Blume völlig gebrochen würde? – sieh nur, Trauter, kennst du wohl in dieser bleichen zärtlichen Gestalt die ehemahls so blühende Ida? und gleichwohl genießt sie nichts als was ich ihr selbst bereite; ich muß besorgen, die Luft, die wir hier athmen, ist vergiftet, und der Basiliskenblick der bösen Gräfinn kann das Leben dieses Kindes zerstören, denn mehr als das Anschauen der holden Kleinen würde ich ihr nie gönnen; wenn sie sie auch so sehr suchte als sie sie jetzt von sich stößt.

Liebe und Argwohn machten Marien geschwätzig, sie wußte jeden Tag neue Proben von der Grausamkeit der Stiefmutter anzuführen, und behauptete, wenn die Gräfinn erst selbst Mutter würde, denn müßte alles noch schlimmer gehen, der Graf würde sich noch weniger als jetzt um seine Ida bekümmern, und diese würde ihren künftigen Geschwistern ganz aufgeopfert werden.

Es war nicht schwer Mariens Wünsche zu errathen, ich sollte durch einen kühnen Streich ihr ihre Freyheit, mir ihre Hand, und der kleinen Gräfinn Rettung aus den Gefahren, die sie umgaben, schaffen; eine Forderung, welche bey mir,[253] was das letzte betraf, immer viel Widerspruch fand. Ich liebte die holdseelige Ida, aber ich konnte mich nicht bereden ihre Lage für so gefährlich anzusehen, daß sie zu Verbesserung derselben ihrem Vater entrissen und der Rechte ihrer Geburt beraubt werden dürfte. Ich rechnete viel von Mariens Besorgnissen auf die übergrosse Zärtlichkeit, die sie für ihr Pflegekind, und den eben so übertriebenen Haß, den sie für diejenige fühlte, welche sich in den Platz ihrer angebeteten Gebieterinn, der verstorbenen Gräfinn von Würtemberg gedrängt hatte. Ich hofte, dem Kinde könne auf leichtere Art geholfen werden, und blieb fest bey dem Vorsatze, nie mich zu einem Raube zu verstehen, den ich für den sträflichsten von allen hielt.

Indessen ereignete sich eine Begebenheit, welche mich überwand und Mariens Anschläge zur Würklichkeit brachte, ohne daß es nöthig war die geringsten Anstalten dazu zu machen. Was soll ich sagen? Liebe und Mitleid besiegten, der Anschein einer besondern göttlichen Fügung verblendete mich, Marie war klug genug meine Schwäche zu nützen, und der Schritt ward gethan, welcher mir in der Folge so viel Sorge, Reue und Gewissensbisse, und diesem unglücklichen Kinde so viel Leiden machte, der Schritt, dessen böse Folgen jetzt erst, wie ich hoffe, gänzlich gehoben sind.[254]

Ich hatte meine Wohnung, um desto verborgener zu bleiben, eine reichliche Stunde von dem Schlosse, auf welchem Graf Eberhard zu Wisbaden residirte. Ich machte mich täglich bey eintretender Nacht auf, Marien zu besuchen, und kehrte nach dem Gespräch von einigen Stunden, den seeligsten meines Lebens, zurück, um nicht von dem anbrechenden Tage verrathen zu werden. Mein Weg trug mich allemahl durch ein dichtes Gehölz, welches von den Leuten dieser Gegend für die Wohnung böser Geister gehalten wurde, und das ich also ohne die Kraft der allmächtigen Liebe nie würde haben ohne Schauer betreten können, vornehmlich da mir in demselben sehr oft Dinge begegneten, welche ich mir nicht recht zu erklären wußte.

Gott weis, sagte ich oft zu Marien, was ihr in eurem Walde habt. Dieses bey Tage so öde Gehölz ist zur Nachtzeit durchaus belebt, Stimmen lassen sich hören, Gestalten schleichen auf und ab, und kommen oft so nahe, daß sie mich zu berühren scheinen; aber, Gott sey Dank, sie thun dem friedlichen Wanderer kein Leid, auch lasse ich sie gehen, mache mein Kreuz, und scheine sie nicht zu bemerken.

Eines Abends, da ich Marien, wegen einer Krankheit ihres Pflegekinds, die ihr keine Achtsamkeit[255] für mich überließ, zeitiger als sonst verlassen hatte, begegnete mir etwas, das meine Zweifel in Ansehung des unheimlichen Waldes gänzlich aus dem Wege räumte, und das Signal zu einer Handlung gab, die ausserdem wohl nie würklich geworden seyn möchte.

Es war eine von jenen finstern Nächten des Herbsts, in welchen kein Mond, kein Sternenlicht durch die nebliche Luft zu dringen vermag. Ein feuchter Duft ruhte auf der ganzen Gegend, man ging wie in einer Wolke, und sahe nichts als zuweilen einen hüpfenden schnell auffahrenden Funken, der vielleicht von Irrlichtern, vielleicht von noch etwas schlimmern herrühren mochte.

Ich tappte auf dem so oft gethanen Wege wie ein Unwissender, stieß wider die Bäume an, glitt auf dem morastigen Boden aus, rafte mich auf, tappte von neuem, und verlor den Pfad endlich so gänzlich, das ich, aus Furcht immer tiefer in das Gehölz, vielleicht an gefährliche Oerter zu gerathen, die man mir in der Herberge genannt hatte, mich entschloß den Morgen abzuwarten, und die Nacht auf dem feuchten Boden zuzubringen, den ich so gut ich konnte mit dem abgefallnen Laube bedeckte, das ich in der Dunkelheit zu sammen zu raffen vermochte.

Ich hatte noch keine Stunde auf diese Art geruhet, als ich das Geräuch hörte, welches mir[256] in diesem Walde so oft kalten Schauer gemacht hatte, und das dem entfernten Schritt gewapneter Leute glich. Es kam näher, zertheilte sich, ward still, und erhob sich von neuem. Mich dünkte, ich hörte jetzt einen doppelten Fußtritt, und die Stimme zweyer dieser Wesen, die ich bis hieher für Geister gehalten hatte. Dicht an dem Strauch, hinter welchem ich lag, hielten sie, und ich vernahm zum erstenmahl! daß diese Stimmen, die mir der Wiederschall des Waldes bisher nur immer wie ein holes unartikulirtes Lallen zum Ohre geführt hatte, würkliche Worte zu bilden vermochten: eine Entdeckung, welche mir grosse Zweifel in Ansehung desjenigen beybrachte, was ich bisher von ihnen geglaubt hatte. Immer dachte ich, und ich denke es auch noch, jene stillen Bewohner einer andern Welt müssen andere Mittel haben, einander ihre Gedanken mitzutheilen als menschliche Worte.

Mein Muth fing an zu wachsen! ich strengte mein Gehör an um durch dasselbe den Mangel des Sehens zu ersetzen, welches die undurchdringliche Nacht mir gänzlich verwehrte. – Ich ward bald völlig überzeugt, daß diese Schreckbilder, welche mich bisher so oft geängstigt hatten, Menschen waren wie ich, die sich über die Unbequemlichkeit der Witterung beschwerten, auf die schmähten, welche ihnen zu befehlen hatten, und den Tag herbey wünschten. Schon war ich im Begriff[257] mich ihnen kund zu geben, und durch gemeinschaftliches Gespräch und vielleicht gegenseitige Hülfe die lange Nacht zu vertreiben, und uns unsere Lage zu erleichtern, aber einige Worte, die ich hörte, machten mich neugierig vorher zu wissen mit wem ich zu thun habe, und ich zog mich dichter zusammen um desto bequemer zu lauschen.

Was war das? rief einer von ihnen, es rauschte im Gesträuch! Ist der Mann aus dem Walde schon vorüber? – Einmahl: sagte der andere. Das zweytemahl erscheint es gemeiniglich wenn die Nacht sich vom Tage scheidet. Es thut keinem Menschen leid, fürchte dich nicht, und wenn es jetzt vorbeystriche.

Ich halte, sprach der andere, es ist Hans Herdsmann, der wie das Landvolk spricht, in dieser Gegend erschlagen ward, ich gehe ihm allemahl aus dem Wege, wenn ich ihn ziehen sehe, und bete vor seine arme Seele. Gott tröste ihn, sprach der erste, sein Gewand ist weiß, das Blut, das man ihm aus dem Leibe zapfte, klebt nur an seinem Saume, er mag wohl unschuldig gewesen seyn.

Diese und noch einige Worte der Art machten mir es wahrscheinlich, daß meine Nachbaren von mir sprachen; mein weißer Reutermantel mit den rothen Säumen ward gar zu natürlich bezeichnet, und es nöthigte mir ein heimliches Lachen ab, daß ich hier die Rolle eines Gespenstes bey denen[258] gespielt hatte, welche ich selbst, nicht ohne Schauer, für Geister zu halten gewohnt war.

Mich dünkte, ich hörte etwas, fing der eine an, wie wenn einer in die Faust lacht; es neckt uns hier, wir wollen weiter gehen! – Nicht von der Stelle, rief der andre, du weißt, daß wir die Herrn hier erwarten müßen. – Sind sie wieder auf Wisbaden zugeritten? – Ja, mich wundert nur noch was aus diesen Dingen werden wird –

Bald darauf hörte ich das Geräusch einiger Kommenden. Meine bisherigen Nachbarn mußten abtreten, nachdem sie ihren Herrn unter den Bäumen ein Lager von ihren Mänteln gemacht hatten. Meine neuen Gesellschafter waren allein, und ich hatte Gelegenheit ein Gespräch zu hören, welches interessanter war, als das vorige, und das endlich meine Aufmerksamkeit so ganz hinriß, daß wenig fehlte, ich hätte mich verrathen. Was ich vernahm, war nichts geringers als ein Anschlag auf den Grafen von Würtemberg, den sie in seiner Sicherheit zu Wisbaden zu überrumpeln dachten. Der eine von meinen Nachbarn, der das Haupt einer nicht kleinen Anzahl von räuberischen Rittern zu seyn schien, wie ich aus seinen Reden abnehmen konnte, bekannte seinem Gefährten offenherzig, daß er nicht so wie seine Leute auf die ansehnliche Beute dächte, welche ihnen bey dem reichen[259] Grafen nicht entgehen könne, sondern mehr auf Graf Eberhards schöne Gemahlin, welche ihn ehemahls geliebt habe, seiner müde geworden sey, und bald darauf sich in die Arme des Grafen von Würtemberg geworfen habe.

Ich ward in meinem Gebüsche immer aufmerksamer, denn jetzt hörte ich die Anzahl der Feinde Graf Eberhards, jetzt ihre Nahmen nennen, unter welchen sich auch zwey Herrn von Unna, unsers Herrmanns Vater und Bruder befanden. Der Morgen fing an heranzudämmern; es erschienen mehrere Geharnischte: man ging zu Rathe; die beyden ersten Ritter sagten aus, was sie zu Wisbaden erkundschaftet hatten; der Tag des Ueberfalls ward bestimmt, und, o stellt euch mein Entsetzen vor, es war der, welcher eben jetzt angebrochen war; mein Anschlag, den Grafen zu warnen, den ich währenden Hören faßte, mußte augenblicklich ausgeführt werden, wenn ich dem Unglück das ihm drohte, zuvorkommen, und ihm Zeit gewinnen wollte, auf seine Rettung zu denken.

Ohne mich lang zu besinnen erhob ich mich leise aus meinem Hinterhalt. Ich wollte die Meynung nützen, welche die Knechte von mir hatten, und wovon ich auch in dem Gespräch der Ritter einige Spuren entdeckt hatte. Ich kehrte meinen Mantel um, damit die ganz roth gefärbte innere Seite meine Erscheinung desto schrecklicher machte.[260] Ich ging langsam einen Pfad, welcher dicht bey ihnen vorbey führte; ich merkte, daß man mich ungeachtet der Dämmerung gewahr ward, und daß mein Anblick ein allgemeines Entsetzen verbreitete. Alle schwiegen wie vom Donner der Sprache beraubt, und ich war schon ziemlich entfernt, als ich erst die Worte vernahm: Schon fast Tag, und noch diese Erscheinung? so nahe bey uns? Sein Gewand blutroth? Das bedeutet nichts guts, der Tag wird blutig werden!

Sobald ich ihnen aus den Augen war, verdoppelte ich meine Schritte, und kam fast außer Athem zu Wisbaden an. Ich verlangte mit dem Grafen zu sprechen; man sah mich mit Verwunderung an und brachte meinem Herrn geschwind die Botschaft: Münster, den man in Italien geglaubt habe, sey angelangt, und habe ihm wichtige Dinge vorzutragen.

Graf Eberhard empfing mich, ungeachtet ich unzurückgefordert erschien, gnädig; meine bekannte Treue machte ihm muthmaßen, daß ich nicht ohne Ursach meinen Posten verlassen haben würde. Ohne mich mit den Bewegungsgründen meiner Ankunft in diesen Gegenden aufzuhalten, entdeckte ich gleich, was ich diese Nacht im Walde gehört, den Anschlag der Martinsritter, (diesen Namen hatten sie sich gegeben, weil sie ihrer Sache am[261] Martinsabend waren einig geworden) und die Zeit des Ueberfalls.

Unvorsichtiger Weise erwähnte ich auch das, was der verstoßene Liebhaber der Gräfinn von Würtemberg von dieser seiner ehemahligen Geliebten gesagt hatte, und verderbte damit den ganzen Handel. Die Gräfinn war gegenwärtig; sie schrie über Beschimpfung, gab mein ganzes Anbringen für Fabel aus, die zu Erreichung irgend eines boshaften Entzwecks erdichtet sey, sprach, meine heimliche Anwesenheit sey ihr nicht ganz unbekannt, einige des Gesindes hätten mich schon seit etlichen Tagen in diesen Gegenden gesehen und was der Anklagen weiter waren, welche Graf Eberhardten gegen alles, was ich ihm vorstellte, verblendeten, und mich ins Gefängniß brachten.

Man stelle sich meine Angst vor! – Nicht allein in bösem Verdacht bey meinem lieben Herrn, ins Gefängniß gerathen zu seyn, sondern auch meine guten Absichten vernichtet, ihn, und die ich so sehr liebte, meine Marie und das Kind, das ihr alles war, der größten Gefahr unvorbereitet überlassen zu sehen.

Die Zeit des Ueberfalls erschien; mein Herz schlug stärker. Einigen Trost gab es mir doch, daß ich auf dem Schloßhofe Geräusch von Wagen und Pferden, und Geschrey der hinweg eilenden vernahm, es schien doch, daß man meine Worte[262] nicht gänzlich in den Wind geschlagen habe, war doch möglich, daß die, welche ich liebte, gerettet wurden.

Die Todtenstille, welche hierauf folgte, bestärkte mich in meiner Meynung, und ich hörte es mit ziemlicher Ruhe, als ich um die Abendzeit wildes Waffengetös und alle Anzeichen vernahm, daß die Martinsritter ihrem Vorsatz getreu geblieben waren, und sich eingestellt hatten. Was sie fanden, was sie ausrichteten, war mir unmöglich zu errathen, ich hörte blos Geschrey der Obsiegenden und Unterliegenden, und o Himmel, endlich ward mir fast alle Besonnenheit benommen, als ich Worte vernahm, die mir wahrscheinlich machten, man wollte, um die vorgehabte Frevelthat zu bekrönen, das Schloß beym Abschiede den Flammen übergeben; eine Drohung, die mir das Blut in den Adern zu Eis machte und welche bald darauf durch alle meine Sinne bestätigt ward. Der Rauch drängte sich durch die kleine vergitterte Oefnung im Gewölbe meines Kerkers herein, mein düstrer Aufenthalt ward durch Feuerstrahlen erhellt, ich war gefangen, mußte hier ohne Hülfe verderben, wenn nicht ein Wunder zu meiner Rettung geschah.

Ich hielt mich nicht für heilig genug ein solches vom Himmel zu erwarten, und bediente mich in Ermanglung dessen meiner starken Schultern, welche ich wider die Thür meines Kerkers setzte,[263] und mir dadurch, indem ich sie zersprengte, Luft machte; ein Entschluß, den ich eher hätte fassen können, ohne erst das Aeußerste abzuwarten.

Ich kam aus dem unterirdischen Gange, in welchen die Thür meines Kerkers führte, endlich in einen der Schloßhöfe hinauf. Der eine Flügel des Gebäudes stand in vollen Flammen; unwillkührlich wandten sich meine Augen nach dem andern, in welchen Mariens Kammer lag, und der bis jetzt nur noch erst an einigen Stellen glimmte und rauchte. Wohl mir, sagte ich zu mir selbst, daß sie geborgen ist, ohne Zweifel war sie mit unter denen, welche dem Verderben noch zu rechter Zeit entkamen. Aber ist sie auch geborgen? flüsterte mir der Engel der Liebe zu, und ohne mich weiter zu besinnen, flog ich nach dem Orte, den ich nie mit dem Wunsche betreten hatte wie jetzt, Marien nicht daselbst zu finden.

Alles war öde und stille, jedermann schien geflohen zu seyn. Der Rauch und die Hitze waren fast unausstehlich. Marie wird nicht allein zurückgeblieben seyn, rief in mir die Selbstliebe und der Abscheu vor der Gefahr, die mir hier auf jedem Schritte drohte, aber die Liebe sprach lauter; ich mußte mich unwidersprechlich überzeugen, und eilte die hundert Treppen hinauf, die man bis zu Mariens armseligen Kämmerlein zu steigen hatte. – Nahe am Ende meines mühseligen Weges[264] machte mich das Winseln eines Kindes aufmerksam. Ich verdoppelte meine Schritte. Ich vernahm die Stimme der kleinen Ida deutlicher. Jetzt stand ich an ihrer Thür, die, o Entsetzen, mit einem großen eisernen Riegel von außen versperrt war, ich brach hinein, Marie lag ohnmächtig auf dem Boden, das Fenster war geöfnet, aus welchem sie vermuthlich hatte entfliehen wollen, aber von der Höhe des Sprungs zurück geschreckt worden war, die kleine Ida lag schreyend auf der Erde und schien ihre Amme erwecken zu wollen. Welch ein Anblick! – Doch ich hielt mich nicht mit langen Betrachtungen auf. Marie ward ziemlich ungestüm vom Boden aufgerissen und auf meine Schultern geladen, die kleine Gräfinn schloß ich in meine Arme, und so kam ich, ich weis noch selbst nicht wie, in den Hof hinab, wo ich meine Bürde von mir legte um zu Athem zu kommen. Ein Engel mußte mich auf seinen Fittigen getragen haben, sonst wärs fast unmöglich gewesen, bey der erstickenden Luft, bey dem immer gefährlicher werdenden Wege das zu vollbringen, was ich gethan hatte.

Marie kam zu sich selbst. Wir nützten den ersten Augenblick, da sie zu gehen vermochte, unsere Flucht weiter fortzusetzen, denn so weitläuftig auch der Schloßhof war, so fanden wir doch auch[265] hier keine Sicherheit mehr. Wir entkamen in das Gehölz, den bisherigen Aufenthalt der treulosen Mordbrenner, und hier erst war es, da wir es wagten zu ruhen und uns vor Feuer und Feindesschwerd sicher hielten.

Ich fragte Marien, wie es möglich sey, daß man sie und die kleine Gräfinn allein in dem verlassenen Schlosse habe zurücklassen können. Ich merkte aus ihren Antworten, daß sie von allem was vorgegangen war nichts gewußt hatte, bis die Feuersbrunst sie vor ihr Leben besorgt gemacht, sie vergebens um Hülfe gerufen, vergebens die Thür zu öfnen, vergebens hinab zu springen gesucht hatte und endlich aus Entsetzen ohnmächtig nieder gesunken war.

Die wahre Beschaffenheit der Sache war, wie ich lang nachher erfuhr, diese. – Graf Eberhard von seinem Weibe, Gott weis aus welcher Absicht, getäuscht, glaubte meinen Warnungsworten nicht eher, bis schon, nachdem ich etliche Stunden im Gefängnis gelegen hatte, meine Aussage durch einen Hirten dieser Gegend bestätigt ward. Dieser Mann hatte so wie ich, etwas von dem Anschlage der Martinsritter belauscht, und eilte den Grafen zu warnen. Graf Eberhard eilte, das, was ihm am liebsten war, seine Familie in Sicherbeit zu bringen, indessen er zurückbleiben, seine Leute sammeln, und den Feind erwarten wollte. Der Hirt[266] machte sich anheischig die Fliehenden durch einen geheimen Bergweg zu retten. Der Graf letzte sich mit seiner Gemahlinn, befahl ihr, nichts im Schlosse zu lassen, was gerettet zu werden verdiente, und bezog seinen Posten. Die Gräfinn hatte den Befehl ihres Herrn befolgt, nichts war im Schlosse geblieben, was sie der Rettung würdig schätzte; daß hierunter die Amme und Ida sich nicht befand, daß sie wissentlich oder aus Versehen vergessen ward, ist bey den Gesinnungen ihrer grausamen Stiefmutter so sehr nicht zu verwundern.

Indessen wußte Marie von allen diesen Dingen nichts. Sie bemerkte wohl einigen Auflauf in dem Hofe, in welchen ihre Fenster gingen, sah, daß man Anstalten zu einer Reise machte, aber sie ahndete, es würde eine von den gewöhnlichen Reisen zu den benachbarten Edeln seyn, während welchen sie mit ihrem Pflegkinde immer das glücklichste Leben zu führen pflegte, und denen sie immer mit Freuden entgegen sah. Die Höhe ihrer Wohnung verhinderte sie, zu verstehen, was in der Tiefe gesprochen wurde, so wie auch der abgelegene Hof, in welchen ihre Fenster gingen, sie zu sehr von der Hauptseite des Schlosses entfernte, als daß sie den Anfall der Feinde anders als in der Ferne hatte vernehmen können.[267]

Doch machte sie das, was sie davon hörte, neugierig genug, um sie zu bewegen, den verbotenen Weg aus dem kleinen Revier, das sie bewohnte, versuchen zu wollen, sie fand es ohne sonderliche Befremdung verschlossen; dergleichen pflegte, wenn der Gräfinn die Laune kam, oft zu geschehen, und sie hofte, die Oefnung der Thür und die Erklärung dessen, was sie wissen wollte, von der Magd, welche gewöhnlich das Abendessen zu bringen pflegte. Sie erschien nicht, es ward spät. Marie und die kleine Ida, schon gewohnt, zuweilen ungespeist zu Bette zu gehen, entschliefen, und wurden endlich durch das Getös des Feuers er weckt Sie suchte vergebens zu fliehen. – Furcht und Entsetzen benahmen ihr die Sinne, und sie sah sich jetzt gerettet, durch mich gerettet, ohne weder Gefahr noch Rettung ganz begreifen zu können. – Auf die Erklärungen, die wir uns hierüber machten, folgten Entschließungen für die Zukunft; die Meinigen waren von Mariens ganz verschieden. Ich sann darauf, die kleine Ida wieder in ihres Vaters Hände zu liefern, indessen sie von dem letzten bösen Streiche, den man diesem unglücklichen Kinde gespielt hatte, bis zur Wuth erbittert, mir zuschwur, nie mir wieder einen Blick zu gönnen, wenn ich meine Absicht ausführte. Ob Marie Ursach hiezu hatte, ob es wahr war, daß die kleine Gräfinn[268] wieder in die Hände der Stiefmutter zu bringen und sie zu ermorden, einerley sey, das gebe ich meinen erhabenen Zuhörerinnen zu bedenken; mir wollte es nicht ganz einleuchten. Ich hoffte auf Graf Eberhards Liebe für seine Tochter, und auf seinen Schutz, wenn man ihm die Augen über die bösen Gesinnungen seiner Gemahlinn öfnete? aber Liebe und Unmöglichkeit setzen sich der Ausführung dessen, was ich für recht hielt, entgegen. Ungern wollte ich Mariens Liebe verlieren, und unmöglich war es jetzt zu Graf Eberhardten zu kommen und ihm sein verlornes Kind wiederzugeben. Die Martinsritter machten die Wege noch immer unsicher. Der Haß der Reichsstädte machte, daß der Graf von Würtemberg lang keine bleibende Stätte hatte. Mit Mühe wußte er seine Gemahlinn aus den Händen der Räuber retten, in welche sie aller Vorsicht ungeachtet doch gefallen war Sie fanden endlich Zuflucht bey dem Bischoff von Strasburg, aber dieser war ein Verwandter der Gräfinn von Würtemberg, und wir mochten ihm unsere Ida nicht vertrauen.

Wir hatten indessen bereits Ruhe und Glück gefunden. Ein Auffenthalt von etlichen Tagen in dem Walde, den man in dieser Gegend für eine Wohnung der Geister hielt, hatte uns zu[269] Besitzern eines kleinen Schatzes gemacht, der die Quelle unserer nachmahligen Reichthümer ward. Ich wollte mir und den Meinigen gleich am ersten Tage unserer Ankunft im Walde eine Art von Obdach wider den Regen, der unaufhörlich herabtroff, erbauen, ich grub in die Erde um einige Pfähle einzurammeln, ich stieß auf ein kleines eisernes Behältniß, das mit Geld angefüllt war, und das, wie wir aus einem dabey gelegten Stück Pergament sahen, jenem Hans Herdsmann gehört haben mochte, den man in dieser Gegend für einen Räuber hielt, und als einen solchen vor mehr als zwanzig Jahren in diesem Walde überfallen und erschlagen hatte.

Ich erinnerte mich dieser letzten Umstände aus dem Gespräch der beyden Reuterknechte der Martinsritter, die ich des vorigen Abends hier belauscht hatte, und hielt es nicht für Unrecht der Erbe desjenigen zu seyn, dessen Person ich in den Augen der furchtsamen Krieger eine Zeit lang gespielt hatte.

Unser gefundenes Geld machte, daß es uns, nachdem wir den Wald verlassen konnten, nicht an Zuflucht fehlte. Wir wandten uns nach Nürnberg, wurden als entflohne Unterthanen des Grafen von Würtemberg, wofür uns Mariens Geschwätzigkeit bald bekannt machte, wohl aufgenommen, und durch Gefälligkeiten und Versprechungen[270] fest gehalten. Ich heyrathete meine Geliebte, und mußte ihr, ehe ich ihre Einwilligung erhielt zuschwören, in den nächsten zehn Jahren nicht an Idas Auslieferung zu denken, sondern sie, bis sich die Zeiten für dieses unglückliche Kind besserten, als meine Tochter anzusehen.

Wir richteten unser Hauswesen ein, ich fing an zu arbeiten, ich lieferte Stücke, welche Verwunderung erregten, und meinen Ruf weit ausbreiteten. Ich arbeitete für Kirchen und Klöster, ward endlich nach Prag berufen, wo die Erbauung der Domkirche mich so lange in Arbeit erhielt, bis ich die Stadt gewohnt zu werden, sie lieb zu gewinnen begann und daselbst zu bleiben beschloß. Unsere Ida war indessen herangewachsen, ihre Schönheit und die Erziehung, die wir ihr in Rücksicht auf ihren Stand gegeben hatten, zeichneten sie aus; wir mußten sie eingezogen halten, wenn wir kein Aufsehen erregen wollten. Der Vorwitz meines Weibes machte, daß die Regel, die ich ihr in Ansehung der jungen Gräfinn vorgeschrieben hatte, ein einig mahl überschritten wurde; Ida kam bey eurer Vermählung, gnädige Frau, zum Vorschein, und diese einige Erscheinung ward der Grund alles ihres nachmahligen Unglücks.

Meines höchsten Glückes! rief Ida, indem sie Sophiens Hand zärtlich an ihre Lippen zog.[271]

Marie, fuhr Münster fort, hatte ihre eigene Absichten; sie machte sich Vorwürfe, die geliebte Gräfinn um die Vorrechte ihres Standes gebracht zu haben, aber nie wollte sie einwilligen, daß ich sie wieder in das Haus ihres Vaters brächte, sie wollte sie empor heben ohne seine Hülfe, sie haßte ihn viel zu sehr, konnte ihm seine blinde Liebe gegen Idas Stiefmutter und die Nachläßigkeit gegen sein Kind viel zu wenig verzeihen, als daß sie ihm gönnen sollte Antheil an dem künftigen Glück ihrer Pflegetochter zu haben. Sie hofte auf die Gnade der Kaiserinn, hofte auf den jungen Herrmann von Unna, von welchem sie bald merkte, daß er Ida liebte, und den sie um so viel mehr begünstigte, weil sie wußte, daß sein Haus dem Grafen von Würtemberg zuwider war. Sie machte tausend Entwürfe, that tausend falsche Schritte hinter meinem Rücken, bis sie endlich das Schicksal derjenigen, die sie liebte, so sehr verwickelte, daß die, welche sie glücklich zu machen suchte, beynahe das Opfer ihrer verunglückten Plane geworden wär, wenn nicht ich endlich noch mit meinem Anschlage durchgedrungen hätte. – Ich offenbarte Idas Herkunft ihrem Vater, es war leicht ihm die Augen ihretwegen zu öfnen, Idas Gesicht und andere Merkmahle waren zu kenntlich um von ihm verworfen zu werden, überdieses ist die böse Stiefmutter seit länger als einem Jahre[272] gestorben, der Tod ihrer einigen Tochter, der verschmähten Braut des Herzogs von Braunschweig, zog den ihrigen nach sich, und Graf Eberhards Herz war jetzt leer und frey genug, um diejenige aufzunehmen, die er ehemals vernachläßigte, sie auf Vorspiegelung seines Weibes bisher bald für verloren, bald für Tod hielt und – und welcher er nun verspricht ihr alles zu ersetzen, was sie ehedem durch seine Schuld litte.

Münster stockte beym Ende seiner Erzählung, Ida seufzte, und Sophie versprach, ihre Mutter und Versorgerinn zu seyn, wenn der Graf es an treuer Erfüllung seines Versprechens sollte ermangeln lassen. Das vornehmste, setzte sie hinzu, was wir jetzt zu thun haben, wird seyn, daß wir dich, liebe Ida, so bald als möglich zur Gemahlinn deines Herrmanns machen. O mein Kind, das Leben ist kurz, man kann nicht zu zeitig anfangen glücklich zu seyn! Die Väter sind zuweilen wunderlich, denken eine Tochter überherrlich zu beglücken, wenn sie sie mit irgend einem großen Herrn verbinden, dem es an Liebe, Tugend und Anmuth gebricht, der nichts vor sich hat als sei nen Rang, ach Ida! ich weis Exempel!

Die Kaiserinn seufzte tief bey diesen Worten, und Ida verstand sie vollkommen. Sie dankte ihr für den Eifer, mit welchem sie sich ihrer anzunehmen dachte, und setzte sehr weislich die Bitte hinzu,[273] nichts zu übertreiben, sondern es der Zeit zu überlassen, Dinge möglich zu machen, an welche jetzt schwerlich zu denken seyn würde; eine Vorstellung, welche bey Sophien sehr nöthig war, und die doch gänzlich von ihr in den Wind geschlagen wurde.

Quelle:
Benedikte Naubert: Herrmann von Unna. Theile 1–2, Teil 1, Leipzig 1788, S. 248-274.
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Herrmann von Unna: Eine Geschichte aus den Zeiten der Vehmgerichte. Band 1 bis 3 in einer Transkription von Sylvia Kolbe

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