12.


[132] Praxis aurea der ehemaligen Aerzte.

Manlius Cornutus, Aquitanischer Legat, hat seinem Medico, weil er ihn wieder zur vorigen Gesundheit gebracht, zur Belohnung 4000 Ducaten verehrt. Erasistratus, ein berühmter Doctor und Leibarzt, hat von dem König Antiocho allein 60000 Ducaten bekommen; das heißt den Puls greifen! Thaddäus, ein Medicus zu Florenz, hat von dem Papst Honorio dem IV. 20000 Gulden empfangen, weil er ihm wegen der Gesundheit beigestanden. Ludovicus der II., König in Frankreich, hat innerhalb 5 Monaten seinem Medico 45000 Ducaten gegeben, weil solcher dem König persuadirt, daß er ohne seine Hülfe nicht lange Lebensfrist haben werde. Manches altes Weib greift ihr so lange Zeit verschlossenes Schatzgeld an, nimmt hervor die alten Thaler, welche vom Carolo magno sind geprägt worden, schickt und schenkt dem Doctor und Apotheker solche goldne Münzen, die noch mit dem Bildniß des Iulii Caesaris prangen, nur damit sie wieder zur Gesundheit gelange. Eine ist gewesen, die wegen ihres hohen Alters so häufige Katarrhe und gesalzene Flüße am Kopfe gehabt, daß ihr selbige den völligen Verlust ihrer Augen gedrohet haben: worauf sie den Arzt um Gottes Willen gebeten, mit Versprechung einer ziemlichen Summe Geldes, daß er ihr möchte das Gesicht[133] wieder verschaffen; worauf er aber ganz unwillig geantwortet, daß es sich nicht schicke in ein altes baufälliges Haus neue Fenster einzusetzen.


Ebendaselbst.

Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4), S. 132-134.
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