8.


Wirkung der auf einen Gegenstand gerichteten Aufmerksamkeit.

[126] Die willkührlich sowohl als unwillkührlich auf einen Gegenstand gerichtete Aufmerksamkeit unterdrückt oft das Gefühl des heftigsten Schmerzes, und mit diesem das Fieber und dessen übrige widernatürliche Folgen. Dieses beweist folgende Anekdote: Ein italienischer Missethäter, der durch die grausamste Folter nicht zum Geständniß gebracht werden konnte, und sie ohne die geringste Verzuckung aushielt, rief während derselben immer: io ti veddo! (ich sehe dich!) Er ward[126] frei gesprochen. Als man ihn nach der Bedeutung seines Ausrufs fragte, antwortete er: den Galgen. Die lebhafte Anschauung dieser schrecklichen Folge seines Geständnisses erstumpfte in ihm allen Schmerz.


Marcus Herz Versuch über den Schwindel.

Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4), S. 126-127.
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