9.


Die Heirath durch Inspiration.

[127] Ein junges Frauenzimmer auf dem Lande war den Krämpfen unterworfen, und während der Paroxysmen so unruhig, daß sie mit Gewalt niedergehalten werden mußte. Um dieß desto wirksamer zu thun, breitete sich einst, als sie auf der Erde sich herum warf, ein gutmüthiger junger Mann über sie in Gegenwart mehrerer Zuschauer, denen er bald darauf plötzlich, als durch eine Eingebung aufgefordert, zurief: »Der Herr hat zu mir geredet, es ist des Herrn Wille, daß ich die Kranke heirathen soll.« Was für Bewegungen der junge Mann, während seiner zärtlichen und delicaten Lage, innerlich fühlte, kann ich nicht sagen; nur daß er, es sei aus natürlichem oder übernatürlichem Antrieb, eiligst das Mädchen heirathete, und daß die Geschichte, da ich dieses schreibe, noch nicht zwei Monate alt ist. »Eine göttliche Einwirkung wurde von Allen hiebei geglaubt, und[127] die Hand des Herrn schien ganz sichtbar gewesen zu sein.«


S. Sylva or the wood being a collection of Anecdotes, Dissertations, etc. London 1796. S. 131. Biesters Berl. Blätter, Februar. S. 188.

Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4), S. 127-128.
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