Zweiundzwanzigste Szene

[148] 1.2.3.4.

Braus,Fad,TrübFroh,

Walburga,Agnes,Herr vonHerr von

Herr vonHerr vonSchmerzGlück

SturmSchlaf


Cholerisch.


STURM zu Braus. Die Folgen dieses Irrtums weißt du noch nicht, möglich, daß sie dir unangenehm sind, ich kann's nicht ändern. Ich habe mich in die Tochter des Herrn von Fad, als ich sie noch für deine Tochter hielt, verliebt. Sie wird jetzt trotzdem meine Frau, mit deiner Tochter ist es daher nichts!

BRAUS entrüstet. Wie? Was?


Phlegmatisch.


SCHLAF in Folge des früheren stummen Gesprächs. Mir ist leid, aber ich bin drüben schon fest, wie ich ein rascher Kerl bin.


Melancholisch.


SCHMERZ mit unterdrückten Tränen zur Mitte eintretend. Dein Freund Schmerz steht vor dir.

TRÜB. Ist's möglich? Beide stürzen sich weinend in die Arme.


Konversation über den geschehenen Irrtum, worin am Ende Schmerz der Hand von Trübs Tochter entsagt.


[148] Sanguinisch.


GLÜCK zur Mitte eintretend. Froh!

FROH. Der ist's! Glück! Kamerad! Beide umarmen sich freudig.


Konversation über den geschehenen Irrtum, worin am Ende Glück der Hand von Frohs Tochter entsagt.

Cholerisch.


STURM zu Braus. Forderst du Genugtuung, so findest du mich morgen bereit. Jetzt eile ich, mir einen Notarius zu holen. Zur Mitte ab.


Phlegmatisch.


SCHLAF. Ich muß g'schwind um einen Notarius laufen. Zur Mitte ab.


Sanguinisch.


FROH. Was wär' das? Mein Mädl willst du plantieren?

GLÜCK. Mir is leid, wenn du bös wirst, aber ich kann nicht anders.


Phlegmatisch.


FAD zu Agnes. Tochter, mir scheint, der verschmäht dich!


Melancholisch.


TRÜB tief ergriffen. Du schlägst die Hand meiner Tochter aus? Himmel, auch diese Demütigung muß ich erleben?

SCHMERZ. Das Schicksal wollt' es so. Zur Mitte ab.


Trüb wirft sich, den Kopf auf die Lehne stützend, in den Stuhl.

[149] Phlegmatisch.


AGNES. Was schad't das? Ich hab' ja den Herrn von Sturm.

FAD etwas ärgerlich. Wenn ich'n aber nicht mag, den' Sturm!


Sanguinisch.


FROH. Und die Trauerweiden da drüben?

GLÜCK. Freund, de gustibus – mit einem Wort, es muß heut' noch alles in Ordnung kommen! Adieu, Freund, auf Wiedersehen! Zur Mitte ab.


Cholerisch.


BRAUS in heftigem Gespräch mit Walburga. Und das Murmeltier will ich nicht!

WALBURGA. Wen soll ich also hernach heiraten?


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 3, Wien 1962, S. 148-150.
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