Zwölfter Auftritt

[519] Stifler. Die Vorigen.


STIFLER zur Glastür Seite links eintretend. Nun! schon alles in Ordnung? Lips suchend. er ist nicht da?

MADAME SCHLEIER sich rasch umwendend. Wen suchen Sie?

STIFLER sie erblickend. Was tausend! Sie sind's?

MADAME SCHLEIER angenehm überrascht. Ah! das is wirklich unverhofft! wie kommen Sie daher?

STIFLER. Das muß ich Sie fragen, liebenswürdige, und so plötzlich verschwundene Mathilde.

KATHI welcher der Name auffällt. Mathilde?

MADAME SCHLEIER. Mit mir haben sich wohl merkwürdige[519] Schicksale zugetragen in die anderthalb Jahre; und das neueste Schicksal is das, daß ich seit 5 Minuten dem Herrn von Lips seine Braut bin.

STIFLER. Das is allerdings merkwürdig.

MADAME SCHLEIER. So einen Goldfisch zu fangen, bei der Zeit.

KATHI für sich. Aber das is eine garstige Frau! –

MADAME SCHLEIER. Übrigens wird's gut sein, lieber Papa Stifler –

STIFLER. Charmant – Papa Stifler, so hat mich die aimable Mathilde Flink immer genannt.

MADAME SCHLEIER. Es wird aber gut sein, hier nichts von früheren Zeiten zu erwähnen.

STIFLER. Natürlich! wir sehen uns zum erstenmal. Es sind aber noch ein paar Ihrer ehmaligen Anbeter hier; suchen wir sie im Garten auf, die werden staunen!

MADAME SCHLEIER. Ich muß aber in zehn Minuten wieder da sein.

STIFLER. Das versteht sich, lassen Sie uns eilen.


Bietet ihr den Arm.


MADAME SCHLEIER. Einen Millionär, der die Sekunden zählt, darf man nicht eine Minute warten lassen. Beide Seite links durch die kleine Glastür ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 519-520.
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