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[518] Madame Schleier. Kathi.
MADAME SCHLEIER für sich. Ich mach' da ein Glück!! – wenn er mir nur nicht mehr auskommt – ein verruckter Millionär is was G'fährliches, bis nach der Kopulation.
KATHI für sich. Ich wart' halt doch, bis er wiederkommt, das Geld will ich nicht wieder nach Haus tragen.
MADAME SCHLEIER vornehm zu Kathi. Der Herr von Lips is also Ihr Göd, oder eigentlich Pate, wie wir Noblen uns ausdrücken.
KATHI schüchtern. Ja, Euer Gnaden.[518]
MADAME SCHLEIER. Er hat das Geld nicht zurückverlangt, und du bringst es aus eignem Antrieb!?
KATHI. Freilich, wenn man schuldig is, muß man zahlen.
MADAME SCHLEIER für sich. In dem Hause gehen lauter ungewöhnliche Sachen vor.
KATHI nach und nach mehr Mut fassend, nähert sich Madame Schleier. Euer Gnaden sind so herablassend, mit mir zu sprechen, werden mir also eine Frag' erlauben, 's is vielleicht eine dumme Frage. Etwas ängstlich. Hab' ich recht, mir is vorkommen, als wenn mein Herr Göd heiraten möcht'?
MADAME SCHLEIER. Er projektiert so was dergleichen.
KATHI etwas betroffen. Er heirat? – und wen will er denn heirat'n?
MADAME SCHLEIER stolz und kurz angebunden. Mich! –
KATHI ihre innere Bewegung verbergend. Ihnen! – nicht wahr, Sie hab'n ihn recht gern? Er is so gut, – so ein herzensguter Herr – Er verdient's, und ihm fehlt ja nix zu seinem Glück, als ein treues Herz. – O Euer Gnaden werden ihn g'wiß recht glücklich machen.
MADAME SCHLEIER schroff. Ich glaub' gar, Sie will mir Lehren geben?
KATHI eingeschüchtert. O ich bitt', nur nicht bös werden, wenn ich was Dalket's g'sagt hab'.
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Der Zerrissene
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