Fünfzehnter Auftritt

[460] Kellner. Die Vorigen.


KELLNER. Was schaffen Ew. Gnaden?

WEINBERL. Sie sind der Kellner? – Haben Sie die Gewogenheit, nehmen Sie es nicht ungütig, daß wir Sie hieher bemühen. –

KELLNER. Ew. Gnad'n scherzen.

WEINBERL. O nein, warum soll ich Ihnen nicht mit Achtung behandeln?

CHRISTOPH leise zu Weinberl. Was treiben S' denn?

KELLNER zu Weinberl. Bitte, Ew. Gnaden, so zart geht kein Gast mit einem Kellner um.

WEINBERL. O ich bitte – Leise zu Christoph. So hab' ich doch Hoffnung, daß er mit mir auch zart umgehen wird, wenn es zum Äußersten kommt.

FRAU VON FISCHER welche indessen mit Madame Knorr gesprochen. Nun, was ist denn angeschafft worden? –

KELLNER. Bis jetzt noch nichts.

WEINBERL. Wir deliberieren grad, ich glaub' 2 Schalen Kaffee –

FRAU VON FISCHER. Kaffee haben wir ja schon bei meiner Freundin getrunken, du mußt eine Jause bestellen, die gleich als Souper dienen kann.

WEINBERL. Aha! – Zum Kellner. So bringen Sie uns Butter und Rettich und drei Seitel Bier, zwei für uns und eins für die Damen. Für sich. Das kommt billig.

FRAU VON FISCHER. Was wär' das, du willst uns so ordinär –?

MADAME KNORR. Ich trinke nie Bier –

WEINBERL zum Kellner. Also nur für uns Bier, für die Damen Wasser. Für sich. Das is noch billiger.[460]

FRAU VON FISCHER. Aber Mann!? –

MADAME KNORR. Ich darf nicht kalt soupier'n.

WEINBERL. Also was Warmes. Zum Kellner. Haben Sie kein Beuschl? –

CHRISTOPH. Oder eine halbe Gollasch? –

KELLNER. Das möcht' ich nicht raten, es ist schlecht.

WEINBERL für sich. Das wär' eigentlich gut, da esseten s' nicht viel. –

FRAU VON FISCHER ernst zu Weinberl. Mann, jetzt sag' ich dir zum letztenmal –

WEINBERL mit Resignation zum Kellner. Also bringen Sie 2 Schnitzel, für uns Bier und für die Damen ein Seitel Achter. Für sich. Die 2 Gulden sind überschritten – die Krida geht an. –

FRAU VON FISCHER zu Madame Knorr. Heut hat mein Mann wieder seinen närrischen Tag. Zu Weinberl. Herr Gemahl, jetzt hab' ich's satt! –

WEINBERL für sich. Das wär' ein Glück! –

FRAU VON FISCHER. So schafft man nicht an, wenn man Damen ausführt. – Kellner, Sie bestellen uns einen Fasan –

KELLNER. Den Augenblick kommt einer vom Spieß.

FRAU VON FISCHER. Dazu Kompott, dann Torte und sonstiges Dessert, zuerst Rheinwein, am Schluß Champagner. –

KELLNER. Sehr wohl, Ew. Gnaden. Ruft, indem er abgeht. Anton, 4 Gedeck im Salon. Ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 460-461.
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