Fünfter Auftritt

[474] Lisett. Melchior. Die Vorigen.


LISETT mit Melchior zur Mitteltüre links eintretend. Euer Gnaden, der Mensch läßt sich nicht abweisen. Zu Melchior, auf ihre Gebieterin zeigend. Hier ist das gnädige Fräulein.


Geht zur Mitteltüre links ab.


MELCHIOR. Das ist eine Fräule? das is klassisch.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Was will Er?

MELCHIOR. Mein Herr schickt mich her, ich soll der Euergnadenfräuler sag'n –

WEINBERL sich der Person Melchiors besinnend. Christoph, das is ja –

MELCHIOR Weinberl und Christoph betrachtend. Sie sein's? Ah, das is stark.

FRÄULEIN BLUMENBLATT zu Weinberl. Ist Ihnen der Mensch bekannt, Herr von Sonders?

WEINBERL. Das heißt – ich hab' ihn wohl g'sehen. – Leise zu Christoph. Herr von Sonders hat s' zu mir g'sagt, wenn ich mich nicht irr' – ich kenn' den Sonders zwar nicht –[474]

CHRISTOPH leise zu Weinberl. Ich auch nicht.

WEINBERL leise zu Christoph. Aber so heißt ja der –

CHRISTOPH leise zu Weinberl. Der unsrer Fräuler z' Haus nachsteigt.

MELCHIOR zu Weinberl. Schamen Sie sich, das is eine Aufführung.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Wie kommt Er dazu, diesem Herrn ein Reperement –

MELCHIOR. Weil mein Herr dem Herrn seine Zech hat müssen zahln.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Eine Zeche?

MELCHIOR. Ja, sonst hätte der Kellner die Damen pfändt.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Was für Damen?

MELCHIOR. Nicht eigentliche Damen, sondern nur was man so sagt, dieser Herr Zu Weinberl. schamen Sie sich, Zu Fräulein Blumenblatt. war in einem Garten mit zwei Frauenzimmer, die ich anfangs für Weibsbilder g'halten hab', wo sich's aber nachher gezeigt hat, daß es Witwen waren, Zu Weinberl. schamen Sie sich.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Wer soll aus diesem Gewäsch klug werden?

MELCHIOR im verächtlichen Tone zu Weinberl. Mit Damen wohin gehen und nicht zahlen, schamen Sie sich.

FRÄULEIN BLUMENBLATT zu Melchior. Werd' ich jetzt erfahren –

WEINBERL ängstlich zu Melchior. Kommt der Herr Zangler etwan daher?

MELCHIOR wie oben zu Weinberl. Mit Damen und nicht zahlen, das is klassisch.

FRÄULEIN BLUMENBLATT ärgerlich zu Melchior. Jetzt frag' ich Ihn zum letztenmal –

MELCHIOR wie oben zu Weinberl. Schamen Sie sich.

FRÄULEIN BLUMENBLATT wie oben. Wer ist Sein Herr?

MELCHIOR. Der Herr von Zangler.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Und kommt Sein Herr zu mir?

MELCHIOR. Euergnadenfräuler, da hat er nix g'sagt.

WEINBERL für sich. Gott sei Dank.

CHRISTOPH leise zu Weinberl. Wenn er aber doch –[475]

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Was ist also eigentlich Seine Sendung?

MELCHIOR. Der Herr von Zangler laßt Ihnen sagen, er hat Ihnen da zwei Leut g'schickt –

WEINBERL UND CHRISTOPH erschrocken. Der Prinzipal hat uns –?

MELCHIOR. Er hat nämlich den Auf Weinberl zeigend. für'n Herrn von Sonders, und diese Auf Christoph zeigend. für seine durchgegangene Mündel gehalten, sie sein's aber nicht, drum soll'n s' die Euergnadenfräuler fortlassen.

WEINBERL UND CHRISTOPH. Das is g'scheit.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Wie? Das ist ja das Gegenteil von dem, was in dem soeben erhaltenen Briefe steht. Zu Weinberl und Christoph. ich lasse Sie nicht fort.

WEINBERL UND CHRISTOPH. Was?


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 474-476.
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