Siebenter Auftritt

[477] Sonders. Lisett. Die Vorigen.


SONDERS von Lisetten hereingeführt zu Fräulein Blumenblatt. Gnädiges Fräulein –

FRÄULEIN BLUMENBLATT zu Sonders. Ich bin sehr erfreut, Ihre persönliche Bekanntschaft – Präsentiert dem Weinberl, den sie für Sonders hält, diesen als Herr Weinberl, und dem wirklichen Sonders, den sie für Weinberl hält, den Weinberl als Herr von Sonders, folglich verkehrt. Hier Herr Weinberl, hier Herr von Sonders – doch die Herren kennen sich wohl.


Sonders und Weinberl machen sich gegenseitig sehr befremdet das Kompliment.


SONDERS. Ich hab' nicht die Ehre, den Herrn von Sonders –

WEINBERL. Und ich hab' nicht die Ehre, den Herrn Weinberl zu kennen.

MELCHIOR welcher links steht, Sonders, der auf der rechten Seite steht, betrachtend. Den soll ich – das is ja –

SONDERS für sich. Da hat sich einer für mich ausgegeben, wie kommt er aber dazu, Begleiter meiner Marie zu sein? Auf den verschleierten Christoph hinübersehend. Sie gibt mir kein Zeichen –!

FRÄULEIN BLUMENBLATT zu Sonders. Wird mein Schwager Zangler zu mir kommen?[477]

SONDERS. Ich glaube, nicht so bald. Für sich. Ich hoff' es wenigstens.

FRÄULEIN BLUMENBLATT sich zu Weinberl wendend. Nun sehen Sie, Herr von Sonders – Spricht leise mit Weinberl weiter.

MELCHIOR. Ah, das wär' zu keck!


Schleicht näher zu Sonders.


SONDERS benützt den Augenblick, wo Frl. Blumenblatt mit Weinberl spricht, und ruft mit unterdrückter Stimme auf den an der linken Ecke der Bühne stehenden Christoph, den er für Marien hält. Marie! Gibt durch Zeichen zu verstehen, daß er nicht wisse, wie sie zu dieser Begleitung gekommen.

CHRISTOPH der dies bemerkt, für sich. Ich rühr' mich nicht.

SONDERS für sich. Wenn sie nur der Schleier wegtäte, daß ich in ihren Blicken lesen könnte?

MELCHIOR Sonders anpackend. Das is der Eigentliche! Entdeckung, Betrug, falsche Vorspieglung!

SONDERS Melchior zurückstoßend. Was untersteht Er sich?

FRÄULEIN BLUMENBLATT über Melchiors Kühnheit entrüstet. Was soll das?

MELCHIOR. Euer Gnad'n. Auf Sonders deutend. Der hat mit Ihnen falsche Vorspieglung getrieben, hier ist von Weinberl keine Spur.

SONDERS. Was will dieser Mensch? wer ist Er?

FRÄULEIN BLUMENBLATT zu Sonders. Was, Sie kennen ihn nicht? und er hat sich für einen Diener des Herrn von Zangler ausgegeben. Da herrscht Betrug! Lisett, schicke sogleich den Wächter herein.


Lisett geht zur Mitteltüre links ab.


WEINBERL zu Christoph. Jetzt wird der Tanz angehen, währenddem krieg'n wir Luft.

MELCHIOR zu Fräulein Blumenblatt. Euer Gnaden lassen den Wachter holen, ich will doch nicht hoffen –

FRÄULEIN BLUMENBLATT erzürnt. Seine Frechheit soll Ihm teuer zu stehen kommen.

MELCHIOR. Wer is frech? Auf Sonders zeigend. Der is frech, denn da is von Weinberl keine Spur. – Auf Weinberl zeigend. Der is frech, denn da is vom Zechzahl'n keine Spur, aber ich –[478]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 477-479.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Einen Jux will er sich machen
Nestroys Werke in zwei Bänden. Erster Band: 1. Der böse Geist Lumpazivagabundos, 2. Weder Loorberen noch Bettelstab, 3.Die beiden Nachtwandler, 4. Einen Jux will er sich machen, 5. Der Zerissene (Bibliothek Deutscher Klassiker)
Einen Jux will er sich machen: Posse mit Gesang in 4 Aufzügen