Neunter Auftritt

[479] Fräulein Blumenblatt, Wachter, Melchior, dazu Zangler, Madame Knorr, Frau von Fischer, Marie.

Frau von Fischer ist ohne Hut und Mantel in Häubchen und Shawl.


ZANGLER mit beiden Frauen am Arme, Mitteltüre links eintretend. Schwägerin, da sind wir – was is das? der Wachter hat mein Melchior beim Schößel –?

FRÄULEIN BLUMENBLATT auf Melchior zeigend. Also wäre das –?

MELCHIOR zu Zangler. Oh, sag'n S' ihr's, wer ich bin![479]

ZANGLER zu Fräulein Blumenblatt. Mein dummer Hausknecht.

MELCHIOR zu Fräulein Blumenblatt. Sehn Sie, Schwägerin meines Herrn. Zu Zangler. Hab'n Sie einen Kommis, der Weinberl heißt?

ZANGLER. Ja.

MELCHIOR. Und wo is der Weinberl?

ZANGLER. Zu Haus, beim G'schäft.

MELCHIOR zu Fräulein Blumenblatt. Sehn Sie, Schwägerin meines Herrn?

ZANGLER zu Fräulein Blumenblatt. Aber jetzt sag mir –

MELCHIOR zu Zangler, ihn unterbrechend. Ruhig. War das nicht ein unrechtes Paar Leut, die Sie herg'schickt hab'n?

ZANGLER. Freilich.

MELCHIOR zu Fräulein Blumenblatt. Sehn Sie, Schwägerin meines Herrn?

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Ja, wenn s' so ist –

ZANGLER zu Fräulein Blumenblatt. Jetzt muß ich dir aber vor allem hier meine Braut, und hier ihre Freundin, Frau von Fischer, vorstellen.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Ah, charmant.

FRAU VON FISCHER UND MADAME KNORR. Freut uns unendlich, die Ehre zu haben.

ZANGLER. Morgen ist Hochzeit bei mir zu Haus.

FRÄULEIN BLUMENBLATT. Du weißt, ich geh' zu keiner Hochzeit, denn mein Schicksal – Schnupft. aber wie kommt das so schnell? –

ZANGLER. Ja, ich geh' der Meinigen nicht mehr von der Seiten, es sind Gründe –

MADAME KNORR leise zu Zangler. Blamieren Sie mich doch nicht.

ZANGLER zu Melchior. Du fahrst jetzt gleich zu mir nach Haus, rebellst alles auf, daß schleunigst zu die Hochzeitsanstalten g'schaut wird. Zu den beiden Frauen. Wir soupieren bei meiner Schwägerin, und fahr'n dann gleich nach, Zu Melchior. mit Tagesanbruch kommen wir an.

MELCHIOR. Wird alles besorgt, aber –

FRÄULEIN BLUMENBLATT zu Melchior. Freund, nimm Er das, weil ich ihm Unrecht getan. Reicht ihm Geld.[480]

MELCHIOR. Sie sehn es ein, das ist mir genug. Nimmt das Geld. Zu Zangler. Aber sagen Sie ihr nur das noch –

ZANGLER. Daß du ein Esel bist.

MELCHIOR will Zangler etwas sagen, unterdrückt es aber. Die Schwägerin sieht es ein, das ist mir genug. Geht zur Mitte links ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 479-481.
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Nestroys Werke in zwei Bänden. Erster Band: 1. Der böse Geist Lumpazivagabundos, 2. Weder Loorberen noch Bettelstab, 3.Die beiden Nachtwandler, 4. Einen Jux will er sich machen, 5. Der Zerissene (Bibliothek Deutscher Klassiker)
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