Sechster Auftritt

[18] Apollo, Arete, Vigilantia, Meletander, Themis, Euphrosyne, Alethea, Melpomene und Pseudolus. Dieser kommt geschwinde und will sich zwischen allen, die einander bey den Händen haben, durchdringen. Weil er aber nicht durchkommen kan; so dringt er sich endlich zwischen Apollo und Areten ein.
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PSEUDOLUS zur Arete.

Halt ein! Was machst du da? Wirst du so leichtlich weich?

Glaubst du denn dieser Frau und ihren Worten gleich?

Ach halte ja zurück! Das ist die böse Sieben:

Die hat mich schon einmal von einem Ort vertrieben.

Das lastervolle Thier, der Affe der Natur

Ist nicht des hörens werth. Glaub! sie betrügt dich nur.

Sie hat ein Schlangen-Maul. Sie ließt so viele Bücher:

Da grübelt sie, und schließt von ihren Sachen sicher.

Sie fragt bald den und den: Ob sie sich recht verhält?

Auf Ehre denkt sie nur, und sucht kein grosses Geld;

Und fragt auch nichts nach mir. Sie will sich nur mit Ehren

Von einem guten Ruff aus leerer Luft ernähren.

Damit verderbt sie die. Sey der alleine hold!

Ich bitte dich recht sehr. Du hast ja schon gewollt,

Daß sie mit ihrer Kunst dich künftig sollt erfreuen.

Versprich ihr dieses Glück itzunder doch von neuen,

Und sieh mich freundlich an! Gieb mir doch diesen Trost!


Zum Apollo.


Und du sey ja recht sehr auf diese Frau erboßt!

Du glaubst nicht, was das Thier für mich für Schaden bringet,

Und wie sie, mir zum Trotz, von guten Lehren singet.

ALETHEA.

Du bist, verlogner Gast, fast keiner Antwort werth.

Du schämst dich warlich nicht. Das, was dir wiederfährt,

Geschieht durch deine Schuld. Weist du nicht, daß die Lügen:

Wenn ich zugegen bin, den rechten Ausspruch kriegen?

PSEUDOLUS zur Melpomene.

Ist Alethea da? Nun gute Nacht, o Welt!

Ich habe schon für dich ein ander Bad bestellt.


Geht ab.
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Quelle:
Friederike Caroline Neuber: Ein Deutsches Vorspiel verfertiget von Friederica Carolina Neuberin, Leipzig 1897, S. 18-20.
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