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[251] B.N.
Als neulich Lälia vor ihrem spiegel stund/
Und bald die augen ließ auff ihre marmel-ballen/[251]
Bald auff der wangen pracht/ und ihren purpur-mund/
Bald wieder auff den schnee der rundten nase fallen;
Da warff sie voller zorn den spiegel aus der hand/
Und sprach: Was helffen mich die rosen meiner wangen?
Was nutzt der rothe mund? was meiner augen brand?
Wenn mund und nase nicht in gleicher zierde prangen.
Geh/ lügner/ bilde mir nur keine schönheit ein/
Denn meine nase macht/ daß ich mich muß betrüben/
Weil heut ein frauen-bild soll nach der mode seyn/
Und kaum der tausende kan grosse nasen lieben.
So klagte Lälia/ und sanck vor grosser qual
Auff einen lager-zeug von schwanen-federn nieder.
Indessen brach der zorn der augen hellen strahl/
Der eyffer theilte sich durch alle leibes-glieder/
Und endlich fing der mund mit diesen worten an:
So hör ich ärmster wohl/ wir sollen alle büssen/
Daß die natur zu viel an Lälien gethan/
Und ihr die nase nicht nach frantzen-art gerissen.
Ich habe längsten schon der sache nachgedacht/
Warum die küsse sich so sparsam eingefunden/
So hat das lumpen-ding/ die nase/ bloß gemacht/
Daß mir bey männern auch ist alle gunst verschwunden.
Beschimpfftes nasenloch! wie reimt sich nacht und schein?
Wie schickt sich mist und koth zu purpur und rubinen?
Und dennoch soll dein schlam der liebe zunder seyn/
Und Lälien ihr ruhm aus deinem rotze grünen.
Er hätte noch weit mehr vor eyffer ausgespien/
Gleich aber fiengen auch die augen an zu blitzen/
Und sprachen: unsre glut soll eisen an sich ziehn/
Die sonne selber muß vor unsern flammen schwitzen;
Und darum haben wir offt thränend angesehn/
Warum doch lieb und gunst so selten auff uns blicket?
Warum die meisten offt als stumme bilder gehn/
Und mancher flegel kaum das schmale hütgen rücket.
Nun aber hat die zeit den knoten auffgelöst;
Denn wie der sonnen-glantz/ wenn wind und wolcken steigen/
Die strahlen nur umsonst aus seinem circkel stöst/
Und auch bey voller glut kan keinen schimmer zeigen/[252]
So brennet unser feur auch nur vergebens an:
So lange Lälia der nase will erlauben/
Daß sie den freyen lauff uns unterbrechen kan/
Und unsrer sonnen-glut macht licht und flamme rauben.
Wolt ihr nun dieses nicht/ was unsre kräffte drückt/
Ihr glieder ingesamt mit eurem schimpffe leiden;
So schafft/ daß Lälia bald nach dem artzte schickt/
Und ihr das dritte theil läst von der nase schneiden.
Ha possen! fielen hier die wangen ihnen ein/
Daß unser frühlings-feld soll vor der zeit erbleichen/
Daß thau und zucker nicht vor unsre rosen seyn/
Und uns die liebe nicht will sanffte pflaumen streichen/
Giebt eurem schmertze wohl/ ihr augen/ wenig nach;
Daß aber Lälia soll euren rath vollstrecken/
Wird ihrer marmel-haut nur wieder fleck und schmach/
Uns aber allerseits nur neuen schimpff erwecken;
Aus wunden/ schnitt und blut qvillt warlich schlechte cur;
Ein artzt ist nicht genug hier mittel auszutheilen;
Denn grosse nasen sind ein fehler der natur/
Und lassen sich nicht so/ wie junge kälber/ heilen.
Wohlan! versetzte drauff die auffgeschwellte brust/
So muß man gleichwohl auch ein mittel ausersinnen;
Denn daß mein zucker-eiß soll ohne brand und lust/
Und dieser perlen-schnee ohn alle glut zerrinnen/
Will mir und meiner haut noch keines weges ein.
Ein berg muß seine krafft aus thau und sonne saugen/
Ein schöner garten muß stets voller hände seyn/
Und äpffel/ die nur blühn/ und nicht zu brechen taugen/
Sind keiner augen werth. Ist nun mein liebes-feld
So/ wie ihr alle wißt/ mit bergen zu vergleichen/
Wo schwimmt der balsam-thau/ der ihre krafft erhält?
Wo läst mein sonnenschein die süsse strahlen streichen?
Sind meine früchte reiff? wo bleibt die edle hand?
Dir mir den zucker soll von meinen äpffeln lesen/
Und zeigen/ daß mein grund nicht ausgedorrter sand/
Und meine spitzen nicht von stein und holtz gewesen?
Ich schwere bey der krafft/ die dieser purpur führt/
Und solt ich einen gleich aus Engelland verschreiben/[253]
Daß doch ein garten eh' von händen unberührt/
Als meine liebes-frucht soll ungebrochen bleiben.
Doch weil der schaden hier mich nicht alleine trifft/
So hab ich dieses nur euch allen vorzutragen/
Daß unser gantzer wunsch auff trübem sande schifft/
Wo wir die nase nicht beym Jupiter verklagen.
Eh! nicht beym Jupiter/ bey leibe/ sprach der mund:
Verliebte können nicht von liebes-fehlern richten;
Die liebe Jupiters ist allenthalben kund/
Wie soll sein blinder geist denn unsre händel schlichten?
So soll Apollo denn hierinnen richter seyn/
Erwiederte die brust: denn klugheit/ recht und leben/
Diß alles trifft bey ihm in gleicher wagen ein/
Und wird nach seiner art den besten ausschlag geben.
Hier fielen sie der brust mit vollen stimmen bey:
Wer aber/ fiengen bald die augen an zu fragen/
Tritt unter uns hervor/ der am bequemsten sey/
Die klage förmiglich dem richter vorzutragen?
Ich/ sprach der bleiche mund; denn weil mein corallin
Vor grosser hitze fast in stücke will zerspringen/
So werd ich desto mehr mit reden mich bemühn/
Und bey dem richter scharff auff frische kühlung dringen.
Es sey drum/ huben drauff die wangen wieder an/
Vergiß nur aber nicht den schaden einzuschliessen/
Den uns das plumpe loch der nasen angethan/
Und unsre liljen noch mit ihrem schimpffe büssen.
Was unsrer sonnen-glantz vor grosse wunder schafft/
Das weist du selber wol/ versetzten hier die augen:
Denn ein verliebter geist muß seine lebens-krafft/
Und seiner flammen oel aus diesen ampeln saugen.
Drum präge dir den punct vor allen dingen ein/
Daß wir nur todten blitz aus unserm himmel schiessen/
So lange die natur nicht Lälien befreyn/
Und ihr die nase muß in andre formen giessen.
Ha! sprach die schöne brust/ hält dieses auch nicht platz/
So wird mein marmel-blick doch deine zunge schärffen;[254]
Denn wo diß paradieß/ wo dieser garten-schatz
Die lebens-früchte soll der säulung unterwerffen/
So mögt ihr auch nur bald nach eurem grabe gehn.
Denn was der strenge blitz der muschel-runden augen/
Was mund und wange heißt in tausend flammen stehn/
Muß wieder perlen-milch aus diesen äpffeln saugen.
Ich brauche/ sprach der mund/ so vieler lehren nicht.
Schickt nur zum richter hin/ und last die nase laden;
Denn red ich ärmster nicht nach meiner schuld und pflicht/
So wird der ausgang mir am allermeisten schaden.
Drauff ward den augenblick das ruder fortgerückt/
Und das erzörnte schiff in freye see getrieben;
Apollo nahm es an. Die nase ward beschickt/
Und eine tagefarth zum klagen ausgeschrieben.
Als nun der liebe tag nach vieler angst erschien/
Und schon Apollo war auff seinen thron gestiegen/
Von dem hier diamant/ dort jaspis und rubin
Auff das gesamte volck ließ tausend blicke fliegen:
Als/ sag' ich/ sich nunmehr die kläger eingestellt/
Kam endlich auch zuletzt die nase vorgetreten/
Und hatt' ihr/ weil ein weib im reden leicht verfällt/
Der Venus kleinen sohn zum beystand auserbeten.
Sein leib war diesesmahl mit sammet angelegt/
Die hand trug buch und schrifft vor köcher/ pfeil und bogen/
Auff jenes war das bild der mutter abgeprägt/
Und dieses war zur pracht mit scharlach überzogen.
Als dieses auch geschehn/ da trat der mund herfür/
Und brachte voller zorn sein eyfriges verlangen
Mit diesen worten an: Gerechter fürst/ vor dir
Erscheinen wir anitzt/ mund/ auge/ brust und wangen/
Und klagen ingesammt: Was massen die natur/
Als sie der Lälien die geister eingegossen/
Und milch und honigseim in ihre lippen fuhr/
Zwar endlich ihren leib mit grosser kunst geschlossen;
Als aber nach der zeit die glieder sich gestreckt/
Hat sich die nase dort ie mehr und mehr erhoben/[255]
Biß sie der augen licht/ wie nebel/ überdeckt/
Und wie ein fichten-baum in kurtzem auffgeschoben.
Wann dann nun scheinbar ist/ daß diese frevel-that
Uns allen bey der welt zum schimpffe muß gereichen/
Indem mein carmasin sich fast verfinstert hat/
Und meiner rosen blut vor kummer will erbleichen;
Indem der augen blitz vergebens sich bemüht
Durch strahlen reiner gunst ein treues hertz zu fangen;
Der purpur nur umsonst auff beyden wangen blüht/
Und schon die brüste selbst mit leerem köcher prangen;
Indem wir/ kurtz gesagt/ der männer lust-spiel seyn/
Und tausendfachen schimpff/ auch sonder ursach/ leiden/
Wenn sie nach ihrer art uns überall beschreyn/
Man könte speck und wurst von unsrer nase schneiden:
Als suchen wir bey dir/ Apollo/ schutz und rath/
Und bitten ingesammt/ in rechten auszusprechen/
Daß gleich den augenblick/ von wegen dieser that/
Becklagte möge sich der Lälien entbrechen/
Biß daß ihr die natur den fehler ausgewetzt/
Und das verwachsne fleisch vom neuen umgegossen;
Sie aber uns/ wie recht/ den schaden hat ersetzt/
Der uns so lange zeit aus ihrer haut geflossen.
Cupido fieng hierauff mit diesen worten an:
Vor dir/ Apollo/ ist die nase hier erschienen/
Und dingt ihr alles aus/ was etwan künfftig kan
Ihr/ als beklagten/ noch zu ihrer nothdurfft dienen.
Nechst diesem hat sie itzt mit mehrerm angehört/
Was massen gegentheil zu klagen sich nicht schämet/
Ob hätte sich ihr fleisch so freventlich gemehrt/
Daß es den augen selbst den freyen lauff gelähmet/
Den annoch rothen mund um seine rosen bracht/
Den wangen und der brust die liebes-krafft benommen/
Und endlich gar zuletzt durch seinen schimpff gemacht/
Daß sie bey männern auch um ihre wohlfahrt kommen.
Nun stellt beklagte diß zu freyem urtheil dar:
Ob grosse nasen stets der augen glantz verrücken/[256]
Indem ja wohlbekandt/ und allzu offenbar/
Daß jungfern mehrentheils nach grossen nasen blicken?
Und herentgegen offt sich mancher stümper qvält/
Daß er in lieb und pein muß ohne kühlung brennen/
Weil seinem kopffe bloß ein grösser näßgen fehlt/
Und ihn die jungfern noch vor keinen mann erkennen.
So will sie auch nicht erst zu forschen sich bemühn/
Ob nicht ein einig wort die lippen offt vergällen/
Ein eyfrig wange kan aus sonne regen ziehn/
Und ein erzürnter blick den gantzen leib verstellen.
Bringt aber dieses nur entgegen-schützend ein/
Daß klägere sich bloß aus übermuth beschweren/
Daß sie in keiner gunst bey junggesellen seyn/
Und ihre lebens-krafft durch stille glut verzehren.
Immassen sich denn schon die zeugen eingestellt/
Die ehmahls Lälien den rücken halten müssen;
Wenn Polidorens mund zu ihrem sich gesellt/
Und seine seele ließ in ihren purpur fliessen.
So ist zum andern falsch und irrig angebracht:
Ob müsten gegentheil der männer urtheil leiden/
Und würden öffentlich durch diesen schimpff verlacht:
Man könte speck und wurst von ihrer nase schneiden.
Denn wie das gringste wort nicht zu erweisen steht.
So ist ja drittens falsch/ und freventlich ersonnen/
Daß sich die nase mehr/ als rechtens ist/ erhöht/
Und wider die natur zu grossen platz gewonnen/
Indem sie/ uneracht schon mercklich dargethan/
Daß alle klagen sich auff schwache steltzen gründen/
Auch noch durch diese schrifft mit ruhme zeigen kan/
Daß Venus selbst an ihr kan keinen tadel finden.
Weil denn nun sonnenklar aus obigen erhellt/
Daß mehrgedachtes theil/ mund/ auge/ brust und wangen/
Weil etwan Lälien der spiegel nicht gefällt/
Aus blossem übermuth zu rechten angefangen;
Und aber dieser schimpff beklagter ehre kränckt/[257]
Und ieder kerl auff sie das maul noch würde rümpffen;
Hingegen die natur und alles recht gedenckt/
Daß keiner andre soll an seinen ehren schimpffen.
Als fleht/ Apollo/ sie dich gantz gehorsamst an/
Und bittet/ klägere nicht lassen abzutreten/
Biß daß sie allerseits den schaden gut gethan/
Und ihr hier öffentlich den frevel abgebeten.
Was aber gegentheil deßwegen würdig sey/
Diß alles will sie dir/ als richtern/ überlassen/
Und stellet/ grosser fürst/ es deinem willen frey/
Was du vor straffen denckst im urthel abzufassen.
Wir bleiben (warff der mund dagegen wieder ein)
Bey dem/ was wir bereits mit mehrerm vorgetragen/
Und würde wohl so schwer nicht zu behaupten seyn/
Daß grosse nasen offt bey männern fehl geschlagen;
Doch weil beklagte sich auff blosses nein gelegt/
Und ihre mängel denckt mit worten auszuschmieren/
So sind wir/ was die stadt von ihr zu reden pflegt/
Auch allerseits bereit durch zeugen auszuführen.
Cupido sprach hierauff: Beklagte nimmt es an/
Und bittet selber/ nur die zeugen vorzulassen.
Gleich ward den augenblick ein rauchfaß auffgethan/
Vor dessen reiner glut die sterne selbst erblassen.
Inzwischen stellten sich zwey menschen-ohren dar/
Apollo aber rieff: Ich schwere bey den flammen;
Macht heut' ein zeuge nicht die warheit offenbahr/
Daß er sich selber soll zu feur und glut verdammen.
Und hiemit fieng er an: Wem steht ihr ohren zu?
Der schönen Lälie/ versetzten ihm die ohren.
Was störet/ sprach er/ denn der Lälien die ruh/
Und warum hat ihr mund der schönheit glantz verlohren?
Streut etwan haß und neid vergällte reden aus?
Ach nein! Begegneten ihm hier die ohren wieder:
Der Lälien ihr muth ist wie ein lorbeer-strauß;
Und legt die zweige nicht vor blitz und donner nieder.
So muß denn/ fuhr er fort/ ein leibes-mangel seyn/[258]
Um den sich Lälie muß ingeheim betrüben?
Ach! fielen ihm hierauff die ohren wieder ein:
Welch unmensch solte wohl nicht ihre glieder lieben?
Welch Momus hat iemahls hier fehler ausgesetzt?
Und wer will der natur noch pfuscher-striche weisen/
Wo selber Polidor die farben hochgeschätzt/
Und tausend andre noch das meister-stücke preisen?
Und gleichwohl/ sprach er/ soll die nase nicht bestehn.
Ha! widersetzten sie/ die leute sind betrogen:
Weil neulich Lälia sich ohngefehr versehn/
Und durch ein falsches glaß ihr selber vorgelogen.
So ist sie/ fragt' er fort/ von allem tadel frey?
Von allem/ sprachen sie; und wer es nicht will glauben/
Und trifft/ daß Lälia deswegen traurig sey/
Der mag uns/ wie er will/ auff tausend foltern schrauben.
Drauff traten beyderseits nach seinem wincken ab/
Und ward den augenblick der gegenpart befohlen/
Sie solte/ weil es noch weit mehr zu richten gab/
Zu besserm unterricht auch ihre zeugen holen;
Gleich aber brachte sie Cupido schon geführt/
Und war ein grüner stul und zinnern hand-gefässe.
Nun dachte iederman/ er hätte sich vexirt/
Und daß sein tummer kopff auff narren-balcken sässe:
Als aber bald darauff Apollo sie besprach/
Und fragt: Ob beyderseits die Lälie wohl kennten?
Da ließ ein ieder auch im lachen wieder nach/
Als ihm der grüne stuhl mit hundert complimenten
Diß zu der antwort gab: Ach! kennt ich diese nicht/
So wäre nicht zur zeit mein polster eingedrücket;
Denn eben sie hat mich so schändlich zugericht/
Wenn sie den Polidor durch küssen gantz entzücket/
Den rundgewölbten mund in seinen mund gesteckt/
Der lippen süsse milch wie kinder angesogen/
Der wangen liebes-schnee wie zucker abgeleckt/
Und seinen schwachen geist dem hertzen nachgezogen.[259]
Und kennt ich diese nicht/ fieng auch das handfaß an/
So wäre nicht mein zinn so voller holer ballen;
Denn wenn ihr öffters schon der rücken weh gethan/
Und sie vor küssen fast in ohnmacht wollen fallen;
So hab ich ärmstes denn die stütze müssen seyn.
Ach! würde mir so viel nur wasser eingegossen/
Als täglich Lälien ambrirter liebes-wein
Von Polydoren ist in ihren mund geflossen/
Hier traten sie zurück. Und/ sprach Cupido drauff/
Nun sieht man wo der grund der klagen ist geblieben/
Doch weist beklagte noch auch dieses zeugniß auff/
Das ihr die Venus selbst mit eigner hand geschrieben.
Aus diesem buche wird ein ieder aber sehn/
Wie Läliens gesicht und Polidor sich küssen/
Wie artig mund auff mund zusammen buhlen stehn;
Indem die mutter sie hierinnen abgerissen.
Hier übergab er nun dem richter schrifft und buch/
Wer aber war wohl mehr als Lälia gewesen?
Apollo löste selbst das rothe scharlach-tuch/
Und gab die edle schrifft/ wie folget/ abzulesen:
Wir Venus zeugen hier mit unsrer eignen hand/
Daß wir die Lälie vor völlig schön erkennen;
Und machen durch diß blat der gantzen welt bekandt/
Daß keiner/ der sie schimpfft/ soll unserm zorn entrennen.
Drauff sah er in das buch/ auff Polidorens mund/
Und sprach: wir solten wohl nun straff und urthel häuffen:
Allein durch dieses thut die liebes-göttin kund/
Daß sich kein andrer soll an Lälien vergreiffen.
Nun aber kan ja nicht die straffe so ergehn/
Daß nicht auch Lälia den Schaden müste büssen:
Denn wo die glieder schon im blut und thränen stehn/
Da kan das hertze nicht in muscateller fliessen.
Genug daß Venus selbst die nase schön erkannt;
Und darum sollen sie der straffe seyn entnommen/
Biß daß ihr Polidor aus Hol- und Engeland/
Wird wieder voller lust zu seiner sonne kommen.[260]
Inzwischen soll hiemit euch fest befohlen seyn/
Daß ieder künfftig wird dergleichen schimpff vermeiden;
Im fall er nicht von uns gerechte straff und pein/
Und tausend urthel will von Polidoren leiden.
Zuletzt bringt Lälien noch diese lehren heim:
Daß auch die klügsten wohl in ihren augen fehlen/
Und kinder offtermahls vor butter honigseim/
Die jungfern aber offt vor rosen dornen wählen.
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