13.

[29] Du güldene Freyheit du, mein Wündschen unnd Begehren,

Wie wol doch were mir, im Fall ich jederzeit

Mein selber möchte seyn, und were gantz befreyt

Der Liebe, die noch nie sich wollen von mir kehren,


Wiewol ich offte mich bedacht bin zu erwehren.

Doch, lieb' ich gleichwol nicht, so bin ich wie ein Scheit,

Ein Stock und raues Bley; die freye Dinstbarkeit,

Die sichere Gefahr, das tröstliche Beschweren


Ermuntert meinen Geist, daß er sich höher schwingt

Als wo der Pöfel kreucht, und durch die Wolcken dringt,

Geflügelt mit Vernunfft und muthigen Gedancken.


Drumb geh' es, wie es wil, und muß ich gleich darvon,

So überschreit' ich doch deß Lebens enge Schrancken;

Der Name, der mir folgt, ist meiner Sorgen Lohn.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 29.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Weltliche Dichtungen
Weltliche und geistliche Dichtung, hrsg