Zur häuslichen Mädchen-Erziehung

[192] Wenn wir unsrer Betrachtung der Gegenwart einige Winke zur häuslichen Mädchenerziehung zufügen, so meinen wir sowohl damit die Erziehung im Hause, wie für das Haus, und wollen hier nicht vom Kindergarten, der Schule, dem Pensionat sprechen; nicht etwa, daß wir davon absehen, weil wir diese der Mädchenbelehrung und Bildung gewidmeten Anstalten unterschätzten, auch in ihrem erziehlichen Einfluß. Allein es wird über sie gerade jetzt so viel geschrieben und verhandelt, daß es uns angemessen scheint, auch einmal an die häusliche Erziehung zu erinnern, weil in manchen Familien die Ansicht einzureißen droht, es genüge, ihre Kinder in den besten Kindergarten und die beste Schule zu schicken, um sie zu guten, nützlichen und glücklichen Menschen werden zu sehen, während wir der Ansicht sind: das Beste hierzu müsse doch im Hause geschehen.

Quelle:
Louise Otto: Frauenleben im Deutschen Reich: Erinnerungen aus der Vergangenheit mit Hinweis auf Gegenwart und Zukunft, Leipzig 1876, S. 192.
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