Dem Freunde.
Im Dunkel rang ich meine Hände,
Mein Blick nur flehte himmelwärts:
Zermalm' es, wenn du willst, doch wende
Dies dumpfe, dies erstorb'ne Herz!
Des Edens Licht ihm vorzumalen
Entsend ihm deiner Gnade Schein,
Und dräng' auch jeder ihrer Strahlen
Gleich einem spitzen Pfeil hinein!
Laß mich, sei's Glück, sei's Leid, empfinden,
Das Stand vor meinem Geiste hält,
Das nicht, in flüchtigem Entschwinden,
Wie Staub in meiner Hand zerfällt!
Nimm sie hinweg die bange Schwüle
Darin die Seele mir erschlafft,
Daß ich auf's neu dein Kind mich fühle,
Dein Kind an heil'ger Liebeskraft! – –
Ich ward erhört! Die Fesseln fielen,
Der finstre Bann des Zweifels wich,
Wie Lenzhauch fühlt' ich's mich umspielen, –
Ich sah und ich erkannte dich!
Hell leuchtend tratst du mir entgegen
In ungetrübter Herrlichkeit,
Du meines Daseins Fluch und Segen,
Mein höchstes Glück, mein tiefstes Leid!
Denn nicht an Dornen fehlt's dem Kranze,
Der sich auf meine Stirn gesenkt;
Doch wer ist, der im Siegesglanze
Noch klagend seiner Wunden denkt?
Wenn mir zu tiefst das Herz zerrissen,
Ich preis' und segne doch mein Los,
Und keine Thränen möcht' ich missen,
Die jemals ich um dich vergoß!
Ich hab' in dir nicht mich erlesen!
Mehr als die Lust und als die Pein,
Die mich durchbebt, gilt mir dein Wesen,
Dein innerst und lebendigst Sein.
Du stehst vor mir voll Größ' und Klarheit,
Frei von jedwedem niedern Joch,
Dein Blick ist Licht, dein Wort ist Wahrheit, –
Was brauch' ich mehr zum Glücke noch? –
Durch dich hat mir ein Gott verkündet,
Daß Seligkeit auf Erden lebt!
Den farb'gen Strahl hast du entzündet,
Der sich um meine Dichtung webt,
Dem müden Geiste hast du wieder
Ein leuchtend edles Ziel gesteckt!
Drum sind dein eigen diese Lieder,
Die du in meiner Brust geweckt!
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