Von Schimpff das 264.

[170] An das Bet und Schiff ze gon.


Es gieng eins Burgers Sun, als Franciscus Petrarcha schreibt, über Feld. Es fügt sich, daß ein Schiffman zů im kam, und sie sagten also von allerlei Sachen. Franciscus Petrarcha schreibt: (Comes facundus in via pro vehiculo est.) Sie kamen uff ire Eltern, das der Schiffman sprach: ›In disem Jar ist mir mein Vatter ertruncken, und ist jetz fünff Jar, das mir mein Großvatter ertranck.‹ Diser sprach: ›Wie ist dein Ene und Urene (avus, proavus, attavus) gestorben?‹ Der Schiffman sprach: ›Sie sein alle ertruncken.‹ Des Burgers Sun sprach: ›So wolt ich kein Schiffman bleiben. Förchtestu dich nit, wan du in einem Schiff bist, das du ertrinckest?‹ Der Schiffman sprach: ›Wie ist dein Vatter gestorben? Er ist natürlich an dem Bet gestorben, und mein Großvatter und mein Ene und Urene sein alle an dem Bet gestorben.‹ Da sprach der Schifman: ›Förchtestu dich dan nit, wan du an das Bet gast, das du auch daran sterbest?‹

Das was ein weise Frag; wan wir nichtz Sicheres haben uff Ertreich, weder die Zeit, noch das Ort, noch die Weiß. Bonaventura spricht: Mancher meint, er wöl uff 70 Jar kumen, er würt kum 70 Tag alt, mancher meint, er wöl an dem Bet sterben, so felt er etwan zů Dot. Deßgleichen sagen uns die Weisen: Es ist nichtz Sicherers dan der Dot; es ist nichtz Unsicherers dan die Stund des Dotz.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 170.
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