Von Ernst das 268.

[172] Der Tüfel schickt eim drei Botten, ee er in holen wolt.


Uf einmal was einer zů armen Tagen kumen, der ergab sich dem Tüffel, doch mit dem Geding, er solt in drei Jar voranhin also drümal warnen. Der Tüffel macht in reich. Darnach nam er menschliche Gestalt an sich und bekam dem Man, den er reich het gemacht, uff dem Feld und sprach zů im: ›Wie bistu so grau uff dem Kopff!‹ Der Man ward zornig und wolt in geschlagen haben. In dem andern Jar bekam er im aber uff dem Feld und sprach: ›Wie gastu also krum. Richt den Rücken uff!‹ In dem dritten Jar bekam er im aber und sprach: ›Wie bistu so kranck!‹ Das was die drit Warnung; aber er verstůnd es nit. Es was eben gewarnt, als etlich Reisigen einen warnen, so sie einen gefangen haben, so sagen sie im erst ab. Also nam der Tüffel disen und fürt in dahin; der het auch mögen sprechen: ›Ja, du hast mir kein Botten geschickt.‹

Also sein unser vil, denen Got semliche Botten schickt, und wir teglich andere Menschen sehen sterben; noch so glauben wir kum, das wir dötlich seien. Darumb das wir nit Exempel des Dotz von ander Lüten nemen, so werden ander Lüt Exempel von unß nemen. Nun wiewol es ist, das vil Menschen semliche Botten haben und kumen darvon, so haben doch alte Lüt die gewissesten Botten des Dotz, das ist das Alter. Noch sehen sie den nit an und andere Botten; darumb so faren sie dahin in Nobishuß, da der Flamen zů dem Fenster ußschlecht, da brat man die Opffel uff dem Simssen.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 172.
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