Von Ernst das 273.

[174] Einer gab Zeichen, da man ůber den Trog wolt gon.


Es was ein geitiger Man, ein Wůcherer. Da er sterben solt, da kamen seine Fründ und sagten im von Got, von Beichten und von dem Sacrament. Er lag da wie ein Bloch und het die Augen offen. Einer sprach: ›Verston ir, was wir sagen? Wöllen ir beichten? Geben unß nit me dan ein Zeichen mit dem Haupt oder mit den Augen oder mit den Füssen!‹ Es was umb keins, er thet nit dergleichen, als ob er es verstünd. Da was ein Spotfogel, der sprach zů denen, die umb in stůnden: ›Wer wil mit mir wetten, ich wil in darzů bringen, das er mir Zeichen geben würt.‹ Sie sprachen, er solt es thůn, da gieng er und nam die Schlüssel, als wolt er ein Trog uffthůn, der im[174] zů Füssen stůnd, da het er sein Gelt in. Sobald er marckt, das man im über den Trog gon wolt, da gab er im ein Zeichen und hůb das Haupt uff und sahe sauer und murmlet in im selbs. Da stůnd einer seiner Mitgesellen da, der sahe die Ding alle und schampt sich für in und kart sich umb und gieng hinweg.

Verstand und hüt dich darvor!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 174-175.
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