Von Schimpff das 28.

[24] Ein Dieb bat das Brod ze schaben.


Nun auff einmal fůrt man einen uß, den wolt man hencken. Da fůrt man in für eins Brotbecken Hauß hin, da stund nüwbachen Brot an dem Laden, das schmackt so hertzlichen wol, das den armen Man darnach glust. Er sprach: ›Wer doch etwan ein Mensch, das mir ein Weißbrot kaufft!‹ Der Nachrichter gab im ein Heller umb ein Weißbrot und schneid im ein Stücklin an eim Ort herab und gab es im in den Mund. Der Dieb sprach: ›Lieber Meister, schaben mir das Mel unden an dem Boden herab! Man spricht, es sei gar ungesunt.‹ Der Nachrichter sprach: ›Es ist dir gesunt gnůg, als lang du noch zu leben hast.‹

Also sein vil Menschen, die an dem letsten nach irer Ler Werck treiben, wie sie es in der Jugent gewont haben. Andre sůchen noch Kurtzweil und Fröd, so sie von hinnen scheiden sollen.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 24.
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